Nach dem Hisbollah-Angriff auf einen israelischen Militärkonvoi herrschte an israelisch-libanesischer Grenze gespannte Ruhe. Beide Seiten setzten auf Deeskalation.
Jerusalem. Nach dem Angriff auf ein israelisches Militärfahrzeug und anschließenden Gefechten ist an der israelisch-libanesischen Grenze wieder Ruhe eingekehrt. Israels Führung tendiere dazu, vorerst keine weiteren Angriffe auf den Libanon zu unternehmen, berichtete der israelische Rundfunk am Donnerstag.
Die libanesische Hisbollah-Miliz hatte am Mittwoch ein israelisches Militärfahrzeug mit einer Panzerabwehrrakete angegriffen. Dabei waren zwei israelische Soldaten getötet, sieben weitere verletzt worden. Vermutlich bei einem israelischen Artillerie-Gegenschlag kam wenig später ein spanischer UN-Blauhelm-Soldat ums Leben.
UN-Generalsekretär Ban Ki-moon rief alle Seiten zu größter Zurückhaltung auf. „Alle Parteien sollten von jeder Handlung Abstand nehmen, die die Stabilität in der Region untergraben könnte“, sagte Ban am Mittwoch in New York. Jeder solle verantwortungsvoll handeln und jede Eskalation in der ohnehin gespannten Situation vermeiden.
Die USA betonten nach dem Hisbollah-Angriff „Israels legitimes Recht auf Selbstverteidigung“. Zugleich verurteilte das Außenamt in Washington den Beschuss, bei dem die beiden israelischen Soldaten starben. US-Außenamtssprecherin Jen Psaki rief alle Konfliktparteien zu Besonnenheit auf.
Hisbollah-Botschaft an Israel
Auch die Hisbollah will offenbar vorerst die Waffen ruhen lassen. Israelische Medien berichteten, die Schiiten-Miliz habe Israel über einen Kommandanten der UN-Friedenstruppe mitteilen lassen, dass sie kein Interesse an eine Verschärfung der Lage habe. Israels Verteidigungsminister Moshe Yaalon bestätigte im israelischen Rundfunk, dass man eine solche Nachricht erhalten habe.
Trotz der Beteuerungen sind beide Seiten in erhöhter Wachsamkeit. Libanesischen Sicherheitskreisen zufolge haben sowohl die UN-Schutztruppen als auch die libanesische Armee ihr Aufgebot in der Grenzregion verstärkt. Eine Sprecherin der israelischen Armee sagte, die Alarmstufe und die Zahl der israelischen Soldaten seien seit dem Angriff am Mittwoch unverändert geblieben.
Dem israelischen Rundfunk zufolge sieht Israel den Iran als Drahtzieher des Angriffs. „Seit einiger Zeit hat der Iran – über die Hisbollah – versucht, eine zusätzliche Terrorfront von den Golanhöhen aus gegen uns zu eröffnen“, sagte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Mittwochabend. Wer hinter dem Angriff auf den Konvoi stecke, werde den „vollen Preis“ dafür zahlen. (APA/dpa)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2015)