Boko-Haram-Angriff auf Millionenstadt in Nigeria

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Die Armee gab an, die Attacke auf Maiduguri abgewehrt zu haben. Mindestens acht Menschen starben.

Kämpfer der Islamisten-Miliz BokoHaram haben am Sonntag Vororte der Großstadt Maiduguri im Nordosten Nigerias angegriffen. Bei Schusswechseln mit Soldaten seien mindestens acht Menschen getötet worden, sagten Anrainer und ein Vertreter der Sicherheitsbehörden. Aus dem Verteidigungsministerium Abuja hieß es, die Armee habe die Attacke auf die Millionenstadt abgewehrt.

"Es sind schwere Schusswechsel zu hören", berichtete Idris Abubakar, ein Bewohner des Stadtteils Polo am westlichen Rand von Maiduguri. "Alle sind in Panik und versuchen, aus der Gegend zu flüchten". Babagawana Lawan erzählte, eine Granate sei in seinem Haus eingeschlagen und habe seinen Bruder und zwei ebenfalls dort lebende Fabrik-Arbeiter getötet.

Kampfflugzeuge eingesetzt

Die Extremisten hätten versucht, durch den Vorort Dalwa nach Maiduguri einzudringen, sagte ein Soldat. Anschließend griffen sie offenbar aus verschiedenen Richtungen an. Die Armee habe Kampfflugzeuge eingesetzt, so die Zeitung "Premium Times".

"Die terroristische Attacke auf Maiduguri am frühen Sonntag wurde rasch zurückgeschlagen", erklärte indes ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. "Die Terroristen haben massive Verluste erlitten", fügte er hinzu. Die Lage sei "ruhig", es werde aber noch nach Boko-Haram-Kämpfern gefahndet.

Die Streitkräfte des Tschads töteten unterdessen nach eigenen Angaben in Kamerun 120 Boko-Haram-Kämpfer. Das Militär habe am Samstag Stellungen der Gruppierung bombardiert, teilte die Armee mit. Vorausgegangen seien Angriffe der Extremisten auf Truppen des Tschad. Bei den Kämpfen seien auch drei eigene Soldaten getötet worden.

Boko Haram

Boko Haram kämpft seit rund fünf Jahren für einen radikal-muslimischen Staat im Nordosten Nigerias und hat zuletzt verstärkt auch Gebiete in den Nachbarländern Tschad und Kamerun angegriffen.

Die beiden Staaten haben daher ihre Truppen in der Region verstärkt. Die 1,2-Millionen-Einwohner-Metropole Maiduguri soll die Hauptstadt ihres Islamistenstaates werden.

"Maiduguri droht zu Nigerias Kobane zu werden. Denn in der Stadt leben schon heute rund 1,5 Millionen Binnenflüchtlinge unter katastrophalen Umständen", schreibt die Gesellschaft für bedrohte Völker. Fluchtwege gebe es für die Menschen nicht mehr, da BokoHaram weite Regionen in der Umgebung kontrolliere. Es sei zu befürchten, dass die Gruppe bis zu den Wahlen in zwei Wochen mit einer spektakulären Einnahme von Maidugri den Staat Nigeria und dessen politisches System weiter destabilisieren wolle.

Nigeria ist die größte Volkswirtschaft und der größte Ölproduzent Afrikas und wählt am 14. Februar einen neuen Präsidenten. Nach Einschätzung von Experten ist unklar, ob sich Amtsinhaber Goodluck Jonathan bei der Abstimmung erneut durchsetzen wird.

Selbstmordattentäter tötete zehn Menschen

Vor dem Haus des Abgeordneten Sabo Garbu in dem Ort Potiskum ebenfalls im Nordosten des Landes sprengte sich ein Selbstmordattentäter in die Luft. Zehn Menschen seien bei dem Anschlag getötet worden, erfuhr Reuters aus Sicherheitskreisen. Die Nachrichtenagentur AFP berichtete unter Berufung der Polizei von acht Toten. Garbu ist Mitglied des Repräsentantenhauses.

Die Afrikanische Union (AU) hat zum Kampf gegen die Islamisten-Miliz den Aufbau einer 7500 Mann starken Sondereinsatztruppe beschlossen, die von Nigeria, dem Tschad, Kamerun, Niger und Benin gebildet werden soll. Die Staaten wollen in der kommenden Woche bei einem Treffen in Kameruns Hauptstadt Yaounde über die Kommandostruktur der Truppe beraten.

Die Armee des Tschads gilt als eine der stärksten in der Region. 2013 half sie französischen Truppen, Islamisten mit Verbindungen zu Al-Kaida aus dem Norden Malis zu vertreiben.

(APA/Reuters/dpa/AFP)

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