Sara, die Frau von Premier Benjamin Netanjahu, sorgt wieder für Negativschlagzeilen. Wenige Wochen vor der Wahl sind die Enthüllungen über ihre Verschwendungssucht gefundenes Fressen für die Opposition.
Jerusalem.Die Pfandflaschen der Sara Netanjahu sind Objekt des neuesten Skandals in Israel – gerade sechs Wochen vor den Parlamentswahlen. Die Frau von Regierungschef Benjamin Netanjahu behielt das Pfand für Flaschen ein, die für öffentliche Veranstaltungen in ihrem Haus zuvor auf Staatskosten eingekauft wurden. Dieser Fakt ist unumstritten, nur über die Menge der Flaschen streitet sich das Ehepaar mit seinem früheren Hausmeister. Dieser veranschlagt umgerechnet rund 5000 Euro, die die Bediensteten auf Geheiß ihrer Chefin für das Leergut kassierten und anschließend an sie weiterreichten. Bei umgerechnet sieben Cent Pfand dürfte das Personal ordentlich damit beschäftigt gewesen sein.
Zehntausende von Schekeln sollen in Blumenarrangements geflossen sein, in Restaurantbesuche und Duftkerzen. Außerdem sollen die Netanjahus das für Alkohol angesetzte Jahresbudget um ein Vielfaches gesprengt haben. Ein monatlicher Mindestlohn werde bei den Netanjahus im Durchschnitt für Alkohol umgesetzt, rechnete Tzipi Livni vor, die jüngst von Netanjahu geschasste Ex-Justizministerin.
Die Opposition jubelt. Sara Netanjahus Gier, ihre große Klappe und die selbstherrlichen Allüren eigneten sich schon in der Vergangenheit gut für Sticheleien gegen den mächtigsten Mann im Land. Bereits während Netanjahus erster Regierungsperiode vor rund einem Dutzend Jahren machte sich die blonde Ex-Stewardess und Diplompsychologin zum Gespött der Nation. Jedesmal, wenn Frau Netanjahu einem Hausangestellten kündigt, öffnet sich der Vorhang für einen Blick in die privaten Gemächer des Regierungschefs. „Dies ist mein wunderschönes Haus, und ich bin die Mutter des Staates Israel“, zitierte eine frühere Haushälterin die First Lady und klagte für die durch sie erlittenen Demütigungen ein stattliches Schmerzengeld ein.
Benjamin Netanjahu ging auf Konfrontation, beauftragte einen Anwalt und forderte, auch die Ausgaben früherer Regierungschefs zu überprüfen, wenn er selbst die Bücher öffnen solle.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.02.2015)