Tot aufgefundener Staatsanwalt wollte Kirchner verhaften

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Die argentinische Präsidentin Kirchner hat Probleme: Ermittler fanden den Entwurf eines Haftbefehls gegen sie im Müll eines getöteten Staatsanwalts.

Der unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommene argentinische Staatsanwalt Alberto Nisman wollte einen Haftbefehl gegen Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner erwirken. Die leitende Ermittlerin Viviana Fein bestätigte am Dienstag entsprechende Medienberichte, die ihr Büro und die Regierung am Vortag noch als "Müll" bestritten hatten.

Ein Entwurf des Haftbefehls sei im Abfall der Wohnung von Nisman gefunden worden, bestätigte die Ermittlerin.

Nisman wurde im Jänner tot in seiner Wohnung aufgefunden. Eine Pistole lag neben ihm. Er hatte über Jahre den Anschlag auf ein jüdisches Gemeindezentrum in Buenos Aires 1994 untersucht, bei dem 85 Menschen getötet wurden. Argentiniens Gerichte sehen die Verantwortung beim Iran, der eine Verwicklung bestreitet.

Nisman hatte Kirchner vorgeworfen, die Ermittlungen gegen die tatverdächtigen Iraner zu hintertreiben. Ihr Ziel sei gewesen, die Beziehungen zu Teheran zu verbessern und ein Ölgeschäft einzufädeln. Der Staatsanwalt starb, unmittelbar bevor er im Parlament seine Vorwürfe gegen die Präsidentin erläutern sollte. Zuvor hatte er auch öffentlich Furcht vor seiner Ermordung geäußert. Die Regierung hat die Beschuldigungen zurückgewiesen.

Bis heute ist unklar, ob Nisman ermordet wurde oder sich selbst umbrachte. Der Fall hat ganz Argentinien erschüttert. Die Regierung hat erklärt, die Vorwürfe gegen die Präsidentin und Nismans Tod gingen auf einen Machtkampf im Geheimdienst zurück. In der vergangenen Woche kündigte Kirchner die Auflösung der Behörde an.

(APA/Reuters)

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