Jihad-Rückkehrer: IS terrorisiert die eigenen Leute

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Mittlerweile sollen rund 200 deutsche Jihadisten zurück sein. Sie berichten von "Schlachthäusern" und brutalen Mutproben.

Die Extremistenmilizz Islamischer Staat (IS) geht nach Schilderungen zurückgekehrter Jihadisten auch gegen eigene Leute mit äußerster Brutalität vor. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung" in ihrer Samstagsausgabe. Mittlerweile seien rund 200 deutsche Jihadisten zurückgekehrt, etwa jeder fünfte habe mit deutschen Sicherheitsbehörden kooperiert und über seine Zeit beim IS Auskunft gegeben.

Viele der Heimkehrer schilderten ein Klima der Angst, des Misstrauens und der Erbarmungslosigkeit. So habe ein Rückkehrer berichtet, dass er in ein "Schlachthaus" gebracht worden sei, weil er seinen Pass nicht abgegeben habe. Die Wände und der Boden seien voller Blut gewesen. In seinen Schlafraum sei eine Leiche ohne Kopf geworfen worden. Vermeintliche Spitzel sind, dem Bericht zufolge, gefoltert, erschossen oder geköpft worden. Einer der Rückkehrer habe berichtet, dass ein Neuankömmling hingerichtet worden sei, nur weil er sein Handy versteckt habe. Offenbar hätten die IS-Leute Angst, die Handys könnten von amerikanischen Drohnen geortet werden.

Mord aus "Loyalität"

Es gebe auch Berichte von Rückkehrern, dass Jihadisten, die ohne schriftlichen Passierschein eines Emirs versucht hätten, das Land zu verlassen, erschossen worden seien. Einige der Heimkehrer hätten über brutale Mutproben berichtet. Dazu habe gehört, dass Neuankömmlinge Menschen ermorden mussten, um zu zeigen, dass sie den Anordnungen des IS folgen wollten.

Dem Bericht der Zeitung zufolge sind allein nach Nordrhein-Westfalen inzwischen knapp 50 ehemalige Kämpfer zurückgekehrt. Von verrohten, kampferprobten Jihadisten gehe nach Angaben der Behörden aktuell die größte Gefahr aus. Etwa zehn der Rückkehrer gehörten zu dieser Gruppe. Die restlichen knapp vierzig Rückkehrer seien traumatisiert oder desillusioniert.

>> Bericht der "Süddeutschen Zeitung"

(APA/dpa)

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