"Abfall von Islam": Todesstrafe für Blogger Badawi?

Symbolbild: Proteste für die Freilassung von Raif Badawi
Symbolbild: Proteste für die Freilassung von Raif Badawi APA/EPA/FELIX ZAHN
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Die Akte ihres Mannes wurde dem Richter zugewiesen, der ihn zu zehn Jahren Haft und Peitschenhieben verurteilt hatte, kritisiert Ensaf Haidar. Im Falle einer Verurteilung droht dem Blogger die Enthauptung.

Die Frau des regimekritischen saudischen Bloggers Raif Badawi hat die Medien informiert, dass ihrem Mann möglicherweise wegen "Abfalls vom Islam" die Todesstrafe droht. Im schriftlichen Statement von Ensaf Haidar, weist sie am Montag zudem darauf hin, dass die Akte wieder jenem Richter zugewiesen wurde, der zehn Jahre Haft und Peitschenhiebe gegen Badawi verhängt hatte.

"Der Richter ist gegen Raif eingestellt. Er hatte bereits zweimal gefordert, dass Raif wegen Apostasie angeklagt wird", so Haidar. Im Falle einer Verurteilung wegen Glaubensabfall drohe Badawi die Todesstrafe durch Enthauptung, heißt es in dem Text, der im Namen der ganzen Familie Badawi verbereitet wurde.

"Wir haben ernsthafte Gründe zu glauben, dass derselbe Richter erneut (...) für eine Anklage wegen Abfalls vom Islam plädieren wird", so die besorgte Familie weiter.

Der Hintergrund: Badawi war im Mai 2014 zu zehn Jahren Haft, 1000 Stockhieben und einer Geldstrafe verurteilt worden, weil er in einem Internetforum den Islam beleidigt haben soll. 50 Stockhiebe hat er Anfang Jänner erhalten, die weiteren Tranchen wurden "aus gesundheitlichen Gründen" bisher immer wieder verschoben. Der 31-jährige Aktivist hatte auf seiner Internetseite "Liberal Saudi Network" wiederholt die Religionspolizei für ihre harte Durchsetzung der in dem wahhabitischen Königreich vorherrschenden strengen Auslegung des Islam kritisiert. "Sobald ein Denker seine Ideen offenlegt, wird er mit Hunderten Fatwas konfrontiert, nur weil er es gewagt hat, ein geheiligtes Thema aufzugreifen", hieß es in einem der Blogeinträge.

(APA)

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