Ein 20-jähriger schwer verwundeter Russe gibt einer Journalistin in Donezk ein schockierendes Interview.
Kiew. In der Ukraine kämpften keine russischen Soldaten – auf diese Version versteift sich die russische Regierung. Ein langes Interview in der liberalenrussischen Zeitung „Nowaja Gazeta“ beweist das Gegenteil. Die Journalistin traf in einem Spital der ostukrainischen Separatistenhochburg Donezk einen schwer verletzten, jungen russischen Soldaten: Der 20-jährige Dorzhi Batomunkuev aus Ulan-Ude in der Republik Burjatien war während der Kämpfe nahe der Stadt Debaltsewo verwundet worden.
Der junge Mann wurde im Oktober, gemeinsam mit anderen „Kontraktnik“ – Berufssoldaten – aus Ulan-Ude nach Rostow, an die Grenze zur Ukraine verlegt. Seine Kommandanten hatten nicht explizit unterstrichen, wohin das Bataillon verlegt werden sollte: „Sie sprachen von einer Militärübung. Aber uns war allen klar, wohin die Reise ging. Ich war schon längst darauf eingestellt, physisch und psychologisch, dass wir in der Ukraine kämpfen würden.“ Er betonte, dass die Soldaten nicht dazu gezwungen wurden, einige verweigerten sogar den Einsatz. Bereits vor der Abreise nach Rostow hätten sie die Panzer übermalt und Nummernschilder entfernt. Ihre Pässe ließen sie zurück. Als die Schlacht um Debaltsewo Anfang Februar ihren Höhepunkt erreichte, wurden sie angewiesenRichtung Westen zu starten. Handys und sonstige Gegenstände, durch die man sie identifizieren hätte können, gaben sie ab.
Batomunkuev sagte, er wusste, dass er die Grenze zur Ukraine überschritten hatte. Er beschreibt, wie er und seine Kameraden scherzten, als sie russisches Radio hörten und dort dementiert wurde, dass Russen in der Ukraine kämpfen. Aber: „Unsere Regierung weiß, dass wir helfen müssen. Aber wenn wir das offiziell tun, drehen Nato und EU durch“, sagte er.Weniger Verständnis hat er für die Separatisten: „Die sind merkwürdig. Sie schießen und schießen und sind total chaotisch.“
(red.)