Boko-Haram-Massaker: 100 Tote befürchtet

Nigeria: Boko Haram richtet weitere Massaker an
Nigeria: Boko Haram richtet weitere Massaker an APA/EPA/HENRY IKECHUKWU
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Mehr Menschen als bisher angenommen dürften im Nordosten Nigerias von den islamistischen Extremisten getötet worden sein.

Bei dem jüngsten Massaker der Terrorgruppe Boko Haram im Norden Nigerias sind Medienberichte noch mehr Menschen als bisher bekannt getötete worden. Die Zeitung "Vanguard" berichtete am Freitag unter Berufung auf einen Sicherheitsbeamten, mindestens 74 Männer und 20 Kinder seien ermordet worden, als zahlreiche Extremisten am Montag das Dorf Njaba im Bundesstaat Borno stürmten.

Offenbar hatten sich die Opfer geweigert, sich der Terrorgruppe anzuschließen. Eine offizielle Bestätigung der Behörden für die Angaben gab es aber zunächst nicht. Augenzeugen und Mitglieder einer Bürgerwehr hatten zuvor von 68 Toten berichtet. Die Tat soll sich Anwohnern zufolge bereits am Montag in dem abgelegenen Gebiet ereignet haben, wurde aber erst am Donnerstag bekannt. Njaba liegt rund 100 Kilometer südlich der Metropole Maiduguri.

Boko Haram verübt seit 2009 immer wieder schwere Angriffe in der Region mit mittlerweile über 13.000 Toten. Sie will einen "Gottesstaat" einrichten und versucht, immer größere Gebiete zu kontrollieren. Allerdings war es dem Militär gemeinsam mit einer multinationalen Truppe zuletzt gelungen, größere Gebiete von den Islamisten zurückzuerobern.

Dorf gestürmt

Schwer bewaffnete Kämpfer hätten am Dienstag Njaba "aus allen Richtungen" gestürmt, berichtete die 62-jährige Einwohnerin Falmata Bisika, die in die Regionalhauptstadt Maiduguri fliehen konnte. "Die Terroristen waren bis an die Zähne bewaffnet." Vier ihrer Enkel seien getötet worden, sie werde wohl nie zurückkehren.

Der 42-jährige Mimuni Haruna sagte, er habe sich während des Angriffs in einem Silo hinter seinem Haus versteckt und sei anschließend nach Maiduguri geflohen. Er habe an der Zählung der Opfer teilgenommen. 68 Menschen seien erschossen oder erschlagen worden, die meisten Häuser des Dorfes seien zerstört worden, sagte Haruna. Zwei Mitglieder einer örtlichen Bürgerwehr bestätigten die Berichte über den Angriff.

Auch Burschen und Mädchen zwischen 13 und 19 Jahren seien ermordet worden. Einer der beiden sagte, der Angriff sei vermutlich aus dem nahegelegenen Gwoza gestartet worden.

Der Senator Ali Ndume bestätigte die Schilderungen. In den vergangenen Tagen seien zahlreiche Kämpfer der Islamistengruppe in Gwoza eingetroffen. "Sie töteten viele männliche Einwohner und vertrieben Frauen und Kinder", sagte Ndume. Im August hatte der Boko-Haram-Führer Abubakar Shekau in Gwoza ein "islamisches Kalifat" ausgerufen. Zahlreiche Einwohner flohen seitdem aus der Stadt.

Verteidigung gegen Militäroffensive

Der Senator äußerte die Vermutung, dass die Truppenbewegungen der Extremisten dazu dienen, Gwoza gegen eine Offensive der internationalen Militärallianz zu verteidigen, die Nigeria im Kampf gegen Boko Haram unterstützt.

Die Extremistengruppe kämpft seit dem Jahr 2009 mit Gewalt für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias und tötete dabei bisher mindestens 13.000 Menschen. In jüngster Zeit startete Boko Haram zudem mehrfach Angriffe im Südosten des Niger und in Kamerun. Die beiden Länder und der Tschad entsandten daraufhin Truppen in den Nachbarstaat, um den Vormarsch des Islamisten zu stoppen.

(APA/AFP)

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