Suche nach verschwundenem Österreicher

(c) EPA (Olivier Matthys)
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Das Außenministerium hat einen Krisenstab eingerichtet. Aber bisher konnte kein Kontakt zu der vermissten Gruppe aufgenommen werden.

Wien. Nach einem Angriff der jihadistischen Organisation Islamischer Staat (IS) auf ein Ölfeld in Libyen werden ein 39-jähriger Oberösterreicher und acht weitere Personen, darunter auch ein Tscheche, weiterhin vermisst. „Es gibt derzeit von dieser Gruppe von Ausländern weder ein Lebenszeichen noch einen Todesbeweis“, teilte der Generalsekretär des Außenministeriums, Michael Linhart, am Sonntag der „Presse“ mit.

Im Anschluss an eine Sitzung des eigens eingerichteten Krisenstabes hieß es, dass nach wie vor kein Kontakt zu der seit Freitagnachmittag „vermissten Gruppe von Ausländern“ bestehe. Dem von Außenminister Sebastian Kurz eingesetzten Krisenstab gehören Vertreter des Außenministeriums, des Innenministeriums und des Verteidigungsministeriums an.

Hinweise gibt es lediglich zu den möglichen Urhebern des Anschlags auf die Ölförderanlage, bei der die vermissten Personen beschäftigt waren. „Die Attacke auf das Ölfeld dürfte durch eine Gruppe von IS-Terroristen erfolgt sein, die aus der Gegend von Sirte stammen“, teilte Linhart in einer Aussendung mit. „Die IS-Terroristen aus Sirte waren in der Vergangenheit unter anderem auch für die brutale Hinrichtung einer Gruppe von koptischen Christen verantwortlich.“

Zusammenarbeit mit Prag

Das Außenministerium ist mit allen betroffenen Staaten sowie mit den libyschen Behörden in engem Kontakt. „Mit unseren tschechischen Kollegen stimmen wir uns eng ab, ein tschechischer Experte wurde auch in die Beratungen des österreichischen Krisenstabes eingebunden“, so Linhart.

Nach Angaben der „Kronen Zeitung“ (Sonntagsausgabe) soll der 39-jährige Oberösterreicher aus Linz stammen. Einem Großcousin zufolge soll der 39-Jährige „noch vor einer Woche zum Heimatbesuch in Linz“ gewesen sein. Das Außenministerium bestätigte weder die Identität der Person, noch dementierte es die Recherchen. (APA/wb)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2015)

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