Euro-Enfant-terrible Tsipras besucht die "mächtige" deutsche Kanzlerin

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Treffen in Berlin. Streit über griechische Schulden und NS-Reparationen.

Athen. Für Angela Merkel wird es ein Treffen mit dem ewigen rebellischen Eurosorgenkind, für Alexis Tsipras ein Besuch in der Höhle der mächtigen deutschen Löwin: Mit Spannung wird heute, Montag, die erste offizielle Visite des linkspopulistischen griechischen Premiers bei der deutschen Kanzlerin erwartet. Tsipras war in Griechenland ja mit dem Versprechen angetreten, das „Spardiktat“ der Europartner zu beenden, Merkel dagegen gehört zu den strengsten Hütern der Reformvereinbarungen.

„Wir werden viel Zeit zum Reden haben“, sagte Merkel. Zwar wird im Schuldenstreit keine Lösung erwartet: „Kein Treffen im kleinen Kreis kann die Einigung auf Vorschlag der Institutionen – des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Europäischen Zentralbank (EZB) und der EU-Kommission– in der Euro-Gruppe ersetzen“, sagte Merkel. In der heiklen Reparationsfrage (Athen fordert von Berlin Entschädigungen für NS-Verbrechen in Griechenland) ist aber ein Kompromiss möglich. Zuletzt zeigte sich Berlin offen für die Idee, den deutsch-griechischen Zukunftsfonds aufzustocken, der die Versöhnung zwischen beiden Ländern fördern soll. Eine solche Geste könnte das spannungsgeladene Thema entschärfen.

Korrupter Syriza-Minister?

Überschattet wird der Tsipras-Besuch von einem Korruptionsskandal, der nun ausgerechnet ein Mitglied der linken „Saubermann“-Partei Syriza belastet: Laut einem Zeitungsbericht soll Vize-Innenminister Giorgos Katrougalos als Anwalt entlassene Beamte vertreten haben, deren Wiedereinstellung er als Minister ankündigte. Als Honorar seien zwölf Prozent des Streitwerts vereinbart worden. Regierungskreise sprachen von Lügen. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2015)

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