Regionalwahl: Zitterpartie für spanische Großparteien in Andalusien

(c) REUTERS (JON NAZCA)
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Die Sozialisten konnten den ersten Platz halten, die neu Protestbewegungen Podemos und Ciudadanos zeigten aber Muskeln.

Sevilla/ Madrid. Für die spanischen Volksparteien war es die gefürchtete Generalprobe vor der Parlamentswahl im Herbst: Bei der Regionalwahl in der südspanischen Region Andalusien am Sonntag hat nicht nur die in Madrid regierenden Konservativen von Premier Manuel Rajoy einen Rückschlag erlitten; auch die Sozialisten mussten in ihrer nationalen Hochburg Verluste hinnehmen – und davon profitierten die beiden Anti-Establishment-Parteien, die linkspopulistische Podemos (Wir können) sowie ihr erst vor wenigen Monaten gegründetesbürgerlichesPendant Ciudadanos (Bürger).

Die Sozialisten, die bisher mit Susana Díaz die Regierungschefin in Sevilla stellen, konnten zwar nach ersten Prognosen einen knappen Wahlsieg erringen. Sie verfehlten aber die absolute Mehrheit und sind nun auf einen Koalitionspartner angewiesen. Und das dürfte nicht einfach werden: Eine Zusammenarbeit mit Podemos, Ciudadanos und den Konservativen lehnte Díaz vorab ab.

Podemos-Wahlkampf in der Küche

Prognosen sagten Podemos zweistellige Zustimmungsraten in der bevölkerungsreichsten spanischen Region voraus. Die 33-jährige andalusische Spitzenkandidatin, Teresa Rodriguez, punktete vor allem mit Attacken gegen die „korrupte“ und „volksferne“ Kaste. Um ihre eigene Volksnähe zu unterstreichen, wahlkämpfte die Lehrerin und EU-Parlamentarierin auf YouTube-Videos, während sie in ihrer Küche das Essen zubereitete.

Profitieren konnten die Protestparteien vor allem von dem Sparprogramm der Regierung (Andalusien hat die höchste Arbeitslosigkeit des Landes) sowie von Korruptionsskandalen, in die sowohl sozialistische als auch konservative Politiker verwickelt sind. Podemos lehnt – ebenso wie die griechische „Zwillingspartei“ Syriza – die auch von der EU geforderte Sparpolitik ab.

Vor allem aber galten die andalusischen Regionalwahlen als wichtiger Stimmungstest für die politische Zukunft Spaniens: Im Mai finden Kommunal- und Regionalwahlen, im Spätherbst Parlamentswahlen statt. Politologen sahen im andalusischem Ergebnis einen „wichtigen psychologischen Effekt in diesem Superwahljahr“. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2015)

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