Der 39-jährige Linzer geriet in Libyen in die Hände des IS. Bei Verhandlungen sollen die Jihadisten nun Geld gefordert haben. Das Außenministerium dementiert.
Wie die Kronenzeitung berichtet, soll die Terrormiliz "Islamischer Staat" für die in Libyen entführte österreichische Geisel 500.000 US-Dollar (ca. 460.000 Euro) verlangt haben. Diese Forderung soll im Zuge von Geheimdienst-Verhandlungen gestellt worden sein. Das Außenministerium dementiert gegenüber DiePresse.com den Bericht.
Der 39-jährige Oberösterreicher war am 6. März nach einem Angriff des IS auf ein Ölfeld in Libyen gemeinsam mit mehreren anderen Personen entführt worden. Das Außenamt bestätigte die Entführung drei Tage später. "Zu dem Zeitpunkt, als die Gruppe mit mehreren Fahrzeugen von dem Ölfeld in Richtung Norden abtransportiert wurde, waren die Mitglieder dieser Gruppe unverletzt", hieß es damals.
Für zwei japanische Geiseln hatte der IS Ende 2014 200 Millionen Dollar (178,6 Mio. Euro) gefordert. Terrorexperte Peter Neumann hatte in einem ORF-Interview nach der Entführung erklärt, dass Lösegeld auch im Falle des Österreichers das wahrscheinlichste Motiv für die Entführung sei. Die beiden anderen naheliegenden Motive für eine solche Entführung - ein Gefangenenaustausch oder eine Propagandaaktion - hielt der Experte demgegenüber nicht für wahrscheinlich. Eine Forderung von 500.000 US-Dollar scheint im Vergleich daher außerordentlich gering.
Internationale Gruppe entführt
Laut einem Sprecher des tschechischen Außenministeriums sind es außer dem Österreicher ein Tscheche, vier Philippinos, zwei Männer aus Bangladesch und ein Ghanese. "Niemand hat sich zu der Entführung bekannt und der Arbeitgeber hat keine Lösegeldforderungen erhalten", hieß es aus Manila.
Der Linzer Dalibor S., ein Ex-UNO-Soldat, war für das maltesisch-österreichische Unternehmen VAOS (Value Added Oilfield Services) in Libyen. Die VAOS ist als eine von wenigen ausländischen Firmen in Libyen noch auf mehreren Ölfeldern tätig, und liefert Fachkräfte, Catering und Infrastruktur. Die Ölförderung in Libyen ist seit dem Sturz Gaddafis und dem fortschreitenden Bürgerkrieg massiv eingebrochen. Auch die OMV, seit vielen Jahren im Land engagiert, hat ihre Tätigkeit seit einiger Zeit eingestellt.
In Libyen liefern sich seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Herbst 2011 rivalisierende Milizen im Dienst zweier verfeindeter Parlamente und Regierungen erbitterte Kämpfe um die Kontrolle des Landes. Im zunehmenden Chaos fehlender staatlicher Strukturen etablierten sich jihadistische Kämpfer, die im Oktober des Vorjahres der Terrormiliz IS den Treueschwur leisteten und seither Angst und Schrecken verbreiten.
(Red./Ag.)