Boko-Haram-Massaker in Nigeria: 50 Frauen und Kinder getötet

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Laut Bewohnern und Armeevertretern wurden etwa 500 Menschen verschleppt. Weitere Todesopfer werden befürchtet.

Die radikal-islamische Miliz Boko Haram hat nach Angaben von Augenzeugen erneut Hunderte Menschen in Nigeria entführt und Dutzende getötet. Die Extremisten hätten etwa 500 junge Frauen und Kinder in dem Ort Damasak gefangen genommen, sagte der Händler Souleymane Ali am Dienstag. Anschließend hätten sie ungefähr 50 umgebracht und die übrigen mit sich genommen.

"Wir wissen nicht, ob sie noch andere getötet haben, nachdem sie weg waren." Offiziell wurden die Zahlen zunächst nicht bestätigt. Auf Boko Harams Konto gehen allerdings mehrere Massenentführungen. Buben werden Sicherheitsexperten zufolge häufig als Kämpfer zwangsrekrutiert, aus Mädchen werden Sexsklaven oder sie werden zwangsverheiratet. Im April vergangenen Jahres verschleppten die Islamisten fast 300 Schülerinnen. Der Fall lenkte die internationale Aufmerksamkeit auf den Aufstand der Miliz.

Gefangene zusammengetrieben

Boko Haram kämpft im Norden Nigerias seit sechs Jahren für ein Kalifat. Die Gruppe ist berüchtigt für ihre Brutalität. Allein im vergangenen Jahr tötete sie schätzungsweise 10.000 Menschen. In der Zwischenzeit verstärkte die nigerianische Armee mit Unterstützung von Soldaten aus Niger und Tschad ihre Offensive gegen die Extremisten.

Die Angreifer hätten Gefangene zunächst in der größten Moschee der Stadt zusammengetrieben, bevor sie sie wegschafften, sagte eine 40-Jährige. Sie selbst habe ihre beiden Kinder in ihrem Haus versteckt und so retten können. Der Händler Ali sagte, seine Frau und seine Töchter seien unter den Entführten. "Zwei von ihnen sollten dieses Jahr heiraten."

Die Stadt im Norden Nigerias ist gezeichnet von Kämpfen der vergangenen Wochen. Die Straßen säumten auch am Dienstag noch Trümmer und ausgebrannte Autowracks. Soldaten verteilten Lebensmittel an einen Handvoll Menschen, die in Damasak ausharrten. Einige kehrten kurz in die Stadt zurück, um nach ihren Häusern zu sehen, zogen dann aber wieder ab. "Wir haben das Schlimmste erlebt, was man sich vorstellen kann", sagte Ali. "Sie haben alle unsere Freunde getötet, unsere Familienmitglieder. Also haben wir uns einfach Gott gefügt."

(APA/Reuters)

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