Kurz vor UNO: „Der Islam ist Teil Europas“

AUSSENMINISTER KURZ BEI DER UNO: TREFFEN KURZ / BAN KI MOON
AUSSENMINISTER KURZ BEI DER UNO: TREFFEN KURZ / BAN KI MOON(c) APA/AUSSENMINISTERIUM/DRAGAN TATIC
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Der Außenminister sprach im Sicherheitsrat über IS-Terror. Kritik gab es an der Jemen-Intervention.

New York/Wien. Besonders harsch fällt die Kritik nicht aus, die Außenminister Sebastian Kurz an der saudiarabischen Militärintervention im Jemen übt. Doch sein Unbehagen war im Telefoninterview mit der „Presse“ unüberhörbar. Man müsse die UNO stärker einbinden, sagte er und warnte davor, einen Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten zu schüren. „Lauter Einzelmilitäraktionen tragen nicht zur Stabilität in der Region bei.“

Kurz nahm am Freitag in New York auf Einladung von Frankreichs Außenminister, Laurent Fabius, an einer offenen Debatte des UN-Sicherheitsrats zum Thema Religionsfreiheit teil. Dabei forderte er, die Gräueltaten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) beim Namen zu nennen. „Es handelt sich um Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, ja sogar um Völkermord“, erklärte Kurz. Der UN-Sicherheitsrat müsse sofort den Internationalen Strafgerichtshof einschalten.

„100 Mio. verfolgte Christen“

In seiner Rede wies Kurz ausdrücklich auf die dramatische Situation der Christen im Nahen Osten hin. Mehr als die Hälfte der Christen im Irak sei in den vergangen zehn Jahren verschwunden. „Christen sind bereits die am meisten verfolgte Religionsgruppe der Welt“, sagte Kurz. Insgesamt seien 100 Millionen Christen Verfolgungen ausgesetzt.

Kurz plädierte dafür, im Kampf gegen IS auch Spannungen innerhalb „unserer Gesellschaften“ im Auge zu behalten. „Wir müssen klarmachen, dass dies kein Konflikt zwischen dem Westen und der islamischen Welt sei.“ Es sei möglich, stolzer europäischer Bürger und zugleich gläubiger Muslim zu sein. „Der Islam ist Teil Europas“, sagte Kurz vor der UNO. (red)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2015)

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