Al-Nusra-Front brachte die Provinzhauptstadt Idlib nach mehrtägiger Offensive unter ihre Kontrolle.
Raqqa. Nach kurzem Kampf haben Islamisten um die al-Nusra-Front die syrische Provinzhauptstadt Idlib erobert. Nach Angaben der oppositionsnahen syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte nahmen die Islamisten die Stadt im Nordwesten des Landes am Wochenende vollständig ein. Idlib ist damit nach Rakka die zweite Provinzhauptstadt, die der Kontrolle des Assad-Regimes entzogen ist.
Die al-Nusra-Front, die mit dem Terrornetzwerk al-Qaida verbündet ist, veröffentlichte Fotos der von ihr kontrollierten Regierungsgebäude im Zentrum von Idlib. Sie verkündete, sie habe die Stadt „befreit“. An der Offensive seit vergangenem Dienstag beteiligten sich neben der al-Nusra-Front zwei weitere radikale Gruppierungen, nicht aber die Extremistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS).
Seit dem Eindringen der Kämpfer am Donnerstag in die Stadt hätten sich die Regierungstruppen in ihre Kasernen zurückgezogen, teilte die Beobachtungsstelle mit. In der Nacht auf Samstag habe es heftige Straßenkämpfe gegeben, insgesamt seien mehr als 130 Menschen getötet worden. Am Sonntag berichteten die Beobachter, vor der Einnahme Idlibs hätten Regierungstruppen mindestens 15 Gefangene hingerichtet.
Die an die Türkei angrenzende Provinz Idlib war bereits vor der Einnahme ihrer Hauptstadt nahezu vollständig unter der Kontrolle der al-Nusra-Front. Die Eroberung Idlibs ist für die Führung von Staatschef Assad der zweite Verlust einer Provinzhauptstadt nach Rakka, das vom IS erobert wurde. (Reuters, AFP)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.03.2015)