Sechs Versionen stehen zur Wahl. Die Entscheidung fällt in einer TV-Show. Doch ob die Initiative tatsächlich umgesetzt wird, ist unklar.
In der Schweiz wird derzeit auf Initiative der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) über eine neue Nationalhymne abgestimmt. Ursprünglich wurden 208 Vorschläge eingereicht, sechs davon stehen ab sofort im Internet zur Wahl. Am 12. September können die Schweizer dann im Rahmen einer TV-Sendung per Telefon und SMS über die drei Finalisten abstimmen. Die Melodie der derzeitigen Nationalhymne soll im Prinzip in der neuen Hymne wiedererkennbar sein, heißt es auf der Webseite des Projekts.
Drei der Vorschläge werden bereits bis 15. Mai aussortiert, die übrigen drei stehen dann bis zum 6. September noch einmal online zur Wahl. Die Stimmen der Onlinewertung und jene der Telefon-/SMS-Wertung werden schließlich addiert und der Gewinnerbeitrag soll von der Schweizer Regierung zur neuen Nationalhymne gemacht werden, wo der Wunsch der SGG. Die zuständigen Behörden sollen den Siegerbeitrag zur Nationalhymne bestimmen, heißt es von Seiten der Organisatoren. Jedoch erst dann, wenn dieser "die nötige Popularität in der Bevölkerung erreicht haben wird". Wie es also mit der Siegerhymne weitergehen wird, ist offen. Konservative Kreise sehen den Hymnen-Wettbewerb als unnötig an.
Text auf Basis der Bundesverfassung
Die Texte der Beiträge basieren auf der Präambel der Bundesverfassung, die zentrale Werte wie Demokratie, Vielfalt, Freiheit, Frieden und Solidarität enthält. Ein Teil des Schweizer Jugendchors hat in den vergangenen Wochen die sechs Hymnenbeiträge interpretiert. Diese können nun auf der Webseite www.chymne.ch in allen vier Landessprachen angehört werden.
Die Melodie der aktuellen Hymne, die in den sechs veröffentlichten Vorschlägen durchaus wiederzuerkennen ist, stammt von Alberich Zwyssig, einem Mönch, der das Lied 1841 komponierte. Der derzeitige Text stammt von Leonhard Widmer. Die Hymne ist auch im evangelischen Gesangsbuch der deutschsprachigen Schweiz zu finden und wurde als "Schweizerpsalm" bekannt. Mit ihrem stark religiös und von altertümlicher Sprache geprägtem Text geriet die Hymne in den letzten Jahren vermehrt in die Kritik.
Hymnentext
Bisherhiger Text (1. Strophe):
"Trittst im Morgenrot daher,
Seh’ ich dich im Strahlenmeer,
Dich, du Hocherhabener, Herrlicher!
Wenn der Alpenfirn sich rötet,
Betet, freie Schweizer, betet!
Eure fromme Seele ahnt
Eure fromme Seele ahnt
Gott im hehren Vaterland,
Gott, den Herrn, im hehren Vaterland."
Präambel der Bundesverfassung (Basis für Neufassung):
"Im Namen Gottes des Allmächtigen! Das Schweizervolk und die Kantone, in der Verantwortung gegenüber der Schöpfung, im Bestreben, den Bund zu erneuern, um Freiheit und Demokratie, Unabhängigkeit und Frieden in Solidarität und Offenheit gegenüber der Welt zu stärken, im Willen, in gegenseitiger Rücksichtnahme und Achtung ihre Vielfalt in der Einheit zu leben, im Bewusstsein der gemeinsamen Errungenschaften und der Verantwortung gegenüber den künftigen Generationen, gewiss, dass frei nur ist, wer seine Freiheit gebraucht, und dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen."
(APA/sda/klepa)