Jemen: Tote nach Luftangriff auf Flüchtlingslager

Saudi-Arabien fliegt seit letzter Woche Angriffe auf die von den Houthi-Milizen besetzte Hauptstadt Sanaa.
Saudi-Arabien fliegt seit letzter Woche Angriffe auf die von den Houthi-Milizen besetzte Hauptstadt Sanaa.(c) APA/EPA/YAHYA ARHAB
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Regierung und Houthi-Rebellen schieben sich gegenseitig die Schuld zu. Pakistan tritt der Saudi-Arabischen Koalition im Kampf gegen die Houthi bei.

Die Allianz gegen die Houthi-Rebellen in Jemen wird größer. Nach Saudi-Arabien will nun auch Pakistan die Regierung im Jemen von Abd Rabo Mansur Hadi unterstützen, kündigte ein Regierungsvertreter am Montag in Islamabad an. "Wir haben Saudi-Arabien unser volle Unterstützung in der Operation gegen die Rebellen zugesichert und werden der Koalition beitreten", sagte der Regierungsvertreter laut Nachrichtenagentur Reuters.

Zu diesem Zwecke soll Pakistan Truppen nach Saudi-Arabien entsenden, die die Saudis im Kampf gegen die Houthi-Rebellen unterstützen werden. Pakistan ist traditionell ein Verbündeter Saudi-Arabiens.

Angriff auf Flüchtlingslager

Bei einem Luftangriff auf ein Flüchtlingscamp im Jemen sind am Montag zahlreiche Menschen getötet worden. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) gab die Zahl der Toten am Abend mit 40 an, nachdem die Organisation zuvor von 45 Toten gesprochen hatte. Rund 200 weitere Menschen seien bei dem Angriff auf das Camp al-Masrak im Nordwesten des Landes verletzt worden, sagte ein IOM-Sprecher. 75 Helfer der Organisation seien im Einsatz, um den Opfern zu helfen.

Zunächst war unklar, wer für die Angriffe verantwortlich war. Die jemenitische Nachrichtenseite Barakish.net meldete, Flugzeuge der von Saudi-Arabien geführten Koalition hätten das Lager angegriffen. Der jemenitische Außenminister Riyadh Yasin Abdullah sagte hingegen, dass die Houthi-Miliz die Flüchtlinge attackiert habe.

Kampfflugzeuge sollen Lager attackiert haben

Jemenitische Sicherheitskreise berichteten der Deutschen Presse-Agentur am Montag, Kampfflugzeuge hätten vier Angriffe auf das Flüchtlingslager Al-Masraq nahe der Grenze zu Saudi-Arabien geflogen. Im Lager hätten sich rund 700 Flüchtlinge aufgehalten. Unter den Toten seien auch Frauen und Kinder, hieß es weiter.

Saudi-Arabien und mehrere weitere arabische Staaten hatten am vergangenen Donnerstag militärisch im Jemen eingegriffen und mit Luftangriffen gegen mutmaßliche Stellungen der vorrückenden Houthi-Miliz begonnen. Nach Angaben von Einwohnern sind sowohl Sanaa als auch Orte östlich der Hauptstadt sowie im Westen des Landes betroffen.

Kämpfe um Sanaa und Aden

Die schiitischen Houthi-Rebellen hatten im September Sanaa unter ihre Kontrolle gebracht und rückten dann weiter nach Süden vor. Saudi-Arabiens sunnitisches Königshaus unterstützt den außer Landes geflohenen Präsidenten Abd Rabo Mansur Hadi und wirft dem Iran sowie Hadis Vorgänger Ali Abdullah Saleh vor, die schiitischen Rebellen zu unterstützen.

Im Jemen sind schiitische Milizen in die Vororte der Hafenstadt Aden vorgerückt und haben sich schwere Kämpfe mit Anhängern des dorthin geflohenen Präsidenten Hadi geliefert. Anrainer berichteten am Montag von gewaltigen Explosionen. Dicke Rauchwolken seien zu sehen. Die im Norden gelegene Hauptstadt Sanaa, die seit längerem von den vom Iran unterstützten Houthi-Milizen kontrolliert wird, war den fünften Tag in Folge Ziel der Luftwaffe Saudi-Arabiens und verbündeter sunnitischer Staaten.

Hadi auf dem Weg nach Riad

Aden ist die letzte Bastion der Hadi-Fraktion. Der Präsident selbst hatte am Donnerstag das Land verlassen, um an einem Treffen der arabischen Staaten in Ägypten teilzunehmen. Er begleitete den saudischen König Salman in dessen Flugzeug in die saudi-arabische Hauptstadt Riad. Von dort ist Hadi bisher nicht in seine Heimat zurückgekehrt.

Der Sohn des jemenitischen Ex-Machthabers Saleh ist unterdessen von seinem Botschafterposten in den Vereinigten Arabischen Emiraten abberufen worden. Wie am Montag aus Diplomatenkreisen in Abu Dhabi verlautete, wurde Ahmed Ali Saleh "auf Wunsch" der Emirate durch Hadi abgesetzt. In Hadis Umfeld wurde die Personalie bestätigt. Das entsprechende Dekret sei aber noch nicht veröffentlicht worden.

Rafsanjani sagt Saudi-Arabien-Reise ab

Unterdessen hat der Chef des iranischen Expertenrates, Ex-Präsident Akbar Hashemi-Rafsanjani, seinen geplanten Staatsbesuch nach Saudi-Arabien wegen der Jemen-Krise laut der amtlichen iranischen Nachrichtenagentur IRNA abgesagt. "Rafsanjanis Reise nach Riad wurde abgesagt", erklärte Rafsanjanis Chefberater Quodratollah Alikhani am Sonntag gegenüber Journalisten. Außerdem erklärte Alikhani, dass Rafsanjani die saudische Aggression gegen den Jemen an diesem Wochenende scharf verurteilt hatte.

(APA/AFP/dpa)

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