Wahl in Nigeria: Opposition erklärt ihren Sieg

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Der frühere Militärdiktator Muhammadu Buhari lag am Dienstag klar vor Amtsinhaber Goodluck Jonathan. Die Opposition spricht von einer historischen Wahl.

Nach der Präsidentenwahl in Nigeria hat sich die oppositionelle Partei APC am Dienstag zum Sieger erklärt. "Das ist das erste Mal, dass in Nigeria eine Regierung mit rein demokratischen Mitteln abgewählt wird", erklärte APC-Sprecher Lai Mohammed am Dienstag in Abuja. "Hier wird Geschichte geschrieben."

Tatsächlich schien am dritten Tag nach der Wahl alles auf  einen Sieg des muslimischen Oppositionskandidaten und Ex-Militärdiktators Muhammadu Buhari (APC)  hinauszulaufen. Der 72-jährige Oppositionspolitiker lag am Dienstag nach Auszählung der Stimmen in 34 von 36 Bundesstaaten klar vor Amtsinhaber Goodluck Jonathan von der Demokratischen Volkspartei (PDP). Nach übereinstimmenden Berechnungen verschiedener Medien kam Buhari demnach auf über 14 Millionen Stimmen, für Jonathan entschieden sich demnach rund 11 Millionen Wähler.

Zwar fehlte unter anderem noch das Ergebnis aus dem Niger-Delta, einer Hochburg von Jonathan und seiner PDP. Doch den Vorsprung Buharis werteten die meisten Experten als uneinholbar. APC-Sprecher Mohammed zeigte sich zuversichtlich, dass Jonathan seine Niederlage eingestehen werde.

Sollte der 72 Jahre alte Buhari den 57 Jahre alten Jonathan ablösen, wäre es der erste Wahlsieg der Opposition seit der Rückkehr des westafrikanischen Landes zur Demokratie im Jahr 1999. Rund 70 Millionen Wahlberechtigte waren in Afrikas bevölkerungsreichstem Land am Samstag zur Abstimmung aufgerufen.

Warnung vor Manipulation

Die Wahl verlief nach Ansicht verschiedener Beobachter im Großen und Ganzen ordnungsgemäß. Eine Gruppe warnte jedoch vor Manipulationen bei der Auszählung der Stimmen. Es gebe aus mehreren Bundesstaaten besorgniserregende Berichte über Manipulationen und den Einsatz von Sicherheitskräften zur Beeinflussung von Auszählungen, teilte die renommierte Organisation Nigeria Civil Society Situation Room mit. Sie wird finanziell auch von der US-Regierung unterstützt.

Auch US-Außenminister John Kerry warnte in einer Stellungnahme vor "vorsätzlicher politischer Einmischung". In einigen Landesteilen, vor allem im Süden, kam es zu Protesten gegen den Ablauf der Wahl. Im Bundesstaat Rivers setzte die Polizei Tränengas gegen Demonstranten ein, die gegen angebliche Wahlmanipulationen protestierten.

"Ich weise den Vorwurf zurück, dass wir uns in die Arbeit der Wahlkommission INEC einmischen", sagte der Sprecher der Regierungspartei, Femi Fani-Kayode, der Deutschen Presse-Agentur. "Dafür gibt es keinen Grund. Vielleicht gelten die Vorwürfe der anderen Seite." Er forderte Kerry auf, Beweise für seine Aussagen vorzulegen.

Bekämpfung der Korruption

Der Amtsinhaber und seine regierende Demokratische Volkspartei (PDP) hatten die Wähler mit der Aussicht auf Kontinuität umworben; Buhari und sein Oppositionsbündnis Partei der Fortschrittlichen (APC) versprachen die Bekämpfung der grassierenden Korruption und einen Sieg über den islamistischen Terrorismus der Boko Haram. Seit 2009 haben die sunnitischen Extremisten im Nordosten Nigerias mindestens 14.000 Menschen getötet, allein seit Jahresbeginn nach UNO-Angaben 1.000 Zivilisten.

Um die Präsidentenwahl zu gewinnen, muss ein Kandidat neben einer absoluten Stimmenmehrheit auch mindestens 25 Prozent der Stimmen in zwei Dritteln der 36 Bundesstaaten des Landes gewinnen. Zur Wahl standen 14 Kandidaten. Sollte keiner die nötige Mehrheit erreichen, wäre in zwei Wochen eine Stichwahl fällig. Am Samstag wurde auch ein neues Parlament gewählt.

Nigeria ist mit fast 180 Millionen Einwohnern das mit weitem Abstand bevölkerungsreichste Land Afrikas. Es ist der größte Ölexporteur des Kontinents und auch die größte Volkswirtschaft. Die Mehrheit der Nigerianer lebt jedoch immer noch in großer Armut.

(APA/dpa)

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