Boston-Anschlag: Verteidigung will Todesstrafe abwenden

Eine Gerichtszeichnung vom angeklagten Dzhokhar Tsarnaev, der mit seinem Bruder für den Anschlag auf den Boston-Marathon verantwortlich gemacht wird.
Eine Gerichtszeichnung vom angeklagten Dzhokhar Tsarnaev, der mit seinem Bruder für den Anschlag auf den Boston-Marathon verantwortlich gemacht wird.(c) APA/EPA/JANE FALVELL COLLINS
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Dzhokhar Tsarnaev hat mit seinem Bruder Tamerlan den Anschlag auf den Boston-Marathon geplant. Doch wie groß war der Einfluss seines Bruders?

Nachdem die Staatsanwaltschaft im Prozess gegen den überlebenden mutmaßlichen Attentäter des Boston-Marathons in den vergangenen Wochen insgesamt 92 Zeugen präsentiert hat, ist nun die Verteidigung mit ihrer Beweisführung am Zug. Mit der Befragung erster Zeugen versuchte sie am Montag (Ortszeit), von Dzhokhar Tsarnaev das Bild eines jungen Studenten zu zeichnen, der selbst nicht in die Anschlagsvorbereitungen verwickelt war.

So sagte ein IT-Experte aus, dass das Handy von Tsarnaev zu dem Zeitpunkt, an dem die Utensilien zum Bau der Bomben gekauft wurden, 80 Kilometer entfernt auf dem Universitätscampus geortet worden sei.

Außerdem habe Dzhokhar Tsarnaev an dem Abend auf dem Campus gegessen, was seine Studentenkarte belege. Auch an dem Tag, als Waffen gekauft worden seien, habe sich der Student auf dem Campus aufgehalten. Staatsanwalt Aloke Chakravarty betonte jedoch, dass die Brüder am Tag des Kaufs der Schnellkochtöpfe, aus denen die Bomben gefertigt worden waren, miteinander telefoniert hätten.

Verteidigung will Todesstrafe verhindern

Bei dem Anschlag auf den Marathon waren im April 2013 drei Menschen getötet und mehr als 260 weitere verletzt worden. Der damals 19-jährige Tsarnaev soll den Anschlag gemeinsam mit seinem sieben Jahre älteren Bruder Tamerlan verübt haben. Auf ihrer Flucht sollen die Brüder zudem einen Polizisten erschossen haben.

Tsarnaevs Anwältin Judy Clarke hatte Anfang März in ihrem Eröffnungsplädoyer die Beteiligung ihres Mandanten eingeräumt. Clarke betonte dabei, dass ihr Mandant unter dem Einfluss seines älteren Bruders Tamerlan gestanden sei: "Es war Tamerlan Tsarnaev, der sich radikalisiert hat. Es war Dzhokhar, der ihm folgte." Die Strategie der Verteidigung zielt offenbar darauf ab, die drohende Todesstrafe zu verhindern. Die US-Behörden stufen den Anschlag als islamistischen Terrorakt ein.

Gerichtsmediziner sagte aus

Als letzter Zeuge der Anklage hatte der Gerichtsmediziner Henry Nields am Montag in der US-Ostküstenstadt Details der Verletzungen des jüngsten der drei Todesopfer des Anschlags vom 15. April 2013 geschildert. Die Staatsanwaltschaft legte auch die zerfetzte Kleidung des achtjährigen Martin Richard vor, der im Zielbereich des Marathons von einem der beiden selbstgebauten Sprengsätze in den Tod gerissen worden war.

Der Prozess gegen Dzhokhar Tsarnaev hatte Anfang Jänner mit der Auswahl der Geschworenen begonnen. Der Verhandlungsbeginn verzögerte sich wegen des langwierigen Auswahlverfahrens und mehrerer Schneestürme. Tsarnaevs Anwälte hatten außerdem erfolglos versucht, den Prozess an einen anderen Ort zu verlegen. Sie bezweifelten, in Boston eine unvoreingenommene Jury vorzufinden. Mit einem Urteil wird im Juni gerechnet.

(APA/AFP)

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