Eine linksextremistische Gruppe droht mit der Ermordung des Mannes. Türkische Spezialkräfte dringen in den Justizpalast in Istanbul vor.
Bewaffnete Angreifer sind am Dienstag in den Justizpalast Caglayan in Istanbul eingedrungen und haben den Staatsanwalt als Geisel genommen. Türkische Medien berichteten von Schüssen. Nach Medienberichten wurden türkische Spezialkräfte in das Gebäude geschickt. Verantwortlich ist offenbar die linksextremistische Revolutionäre Volksbefreiungspartei-Front (DHKP-C). Die verbotene marxistische Gruppierung drohte auf ihrer Website damit, den Juristen umzubringen. Ein Bild zeigt den Mann mit einer auf seinen Kopf gerichteten Pistole.
Der Staatsanwalt führt die Untersuchung über den Tod des 15-jährigen Teenagers Berkin Elvan, der bei den Anti-Regierungs-Protesten 2013 von einem Tränengasgeschoss am Kopf getroffen und den schweren Verletzungen fast ein Jahr später erlegen war. Die DHKP-C macht die regierende AKP für den Tod des Jungen verantwortlicht. Sein Schicksal hatte im vergangenen Jahr zu heftigen Protesten geführt.
"Öffentliches Geständnis"
Auf ihrer Website verlangte die Gruppe, der für Elvan's Tod verantwortliche Polizist müsse seine Schuld im Fernsehen öffentlich "gestehen". Die beteiligten Beamten sollten sich vor "Volksgerichten" verantworten. Ermittlungen gegen Teilnehmer an Protesten für Elvan sollten gestoppt werden.
Das Justizgebäude wurde nach der Geiselnahme evakuiert.
Die Gruppe DHKP-C wird von den USA, der EU und der Türkei als Terrororganisation eingestuft. Sie war zuletzt Anfang Jänner im Zusammenhang mit einem tödlichen Selbstmordattentat im Istanbuler Touristenviertel Sultanahmetin die Schlagzeilen geraten. Damals hatte sie sich zunächst zu dem Anschlag durch eine russische Attentäterin bekannt, das Bekenntnis dann aber mit Verweis auf eine Kommunikationspanne wieder zurückgezogen.
2013 verübte die Gruppe ein Selbstmordattentat auf die US-Botschaft in Ankara. 2001 kamen bei einem DHKP-C-Anschlag im Zentrum von Istanbul zwei Polizisten und ein australischer Tourist ums Leben.
(Reuters/red)