Schweden streiten ab, sich bei Saudis entschuldigt zu haben

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Saudiarabien schickte Botschafter wieder nach Stockholm. Schwedens Premier dementiert saudische Berichte über Kniefall.

Stockholm. Der Konflikt zwischen Saudiarabien und Schweden hat die nächste Wendung genommen: Der Chef der rot-grünen Regierung, Stefan Löfven, dementierte am Montagabend in New York die kolportierte Entschuldigung bei der sunnitischen Golfmonarchie: „Das haben wir nicht gemacht, und wir werden es auch nicht machen.“ Er habe in einem Schreiben an König Salman lediglich bedauert, dass Riad die Äußerungen von Außenministerin Margot Wallström zur Situation der Menschenrechte im Land als Kritik am Islam und Verunglimpfung des Landes aufgefasst habe, so Löfven.

Ex-Kommissarin Wallström hatte die ultrakonservative Golfmonarchie im Jänner scharf kritisiert. Die Verurteilung des Bloggers Raif Badawi zu (unter anderem) 1000 Peitschenhieben bezeichnete sie als mittelalterlich. Riad sorgte später dafür, dass Wallström vor der Arabischen Liga in Kairo nicht reden durfte. Die Frauenrechtlerin war bereits in der ägyptischen Hauptstadt. Der Affront setzte eine diplomatische Eskalationsspirale in Gang: Schweden kündigte (zum Ärger der dortigen Rüstungsindustrie) ein lukratives seit 2005 bestehendes Militärabkommen mit dem waffenhungrigen Wüstenstaat. Daraufhin zogen die Saudis ihren Botschafter aus Stockholm ab. (Wie auch die Vereinigten Arabischen Emirate.) Und für schwedische Geschäftsreisende gab es keine Visa mehr.

Doch dann setzte Tauwetter ein: Der saudische Botschafter kehrte nach Stockholm zurück. Die staatlich kontrollierten Medien in Riad begründeten das mit einer „Entschuldigung“ Schwedens. Auch König Carl XVI. Gustaf soll um Verzeihung gebeten haben. Doch nicht nur Löfven dementierte. Wie die Zeitung „Svenska Dagbladet“ berichtete, enthielt auch der Brief des schwedischen Monarchen nur „monarchische „Höflichkeitsfloskeln“. Nach diesen Bekanntmachungen droht der diplomatische Konflikt neu auszubrechen. (strei/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.04.2015)

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