China-Besuch: Ohren, Pfoten und Maos Augen

(c) Reuters
  • Drucken

Landwirtschaftsminister Rupprechter genoss die alleinige Aufmerksamkeit in Peking. Im Fernen Osten soll man Fleisch und Käse aus dem Alpenland kennen.

Peking. In der Vorwoche blickte Mao Tse-tung auf Österreich: Vor dem Porträt des chinesischen KP-Führers und Diktators, das am Tian'anmen, dem Tor des Himmlischen Friedens hängt, wehten rot-weiß-rote Fahnen. Zur Begrüßung für Heinz Fischer bei seinem zweiten Staatsbesuch in China.

Jetzt sieht man dort nur noch die rote Fahne – der Bundespräsident hat seine Reise am Sonntag beendet. Die Gespräche zwischen Peking und Wien gingen aber weiter: Andrä Rupprechter (ÖVP), Teil Fischers Delegation, blieb zwei Tage länger in der Stadt. Der Umwelt- und Landwirtschaftsminister wollte den Rückenwind des Staatsoberhaupts für seine Ressorts nutzen. Drei Amtskollegen stattete er daher einen Besuch ab. Rupprechters Ziel: die Agrarexporte zu erhöhen.

Denn China ist zwar der drittwichtigste Lieferant für Österreich: Nur Deutschland und Italien verkaufen mehr Ware nach Wien. Umgekehrt machen Lieferungen in die Volksrepublik aber nur einen sehr geringen Anteil aller heimischen Auslieferungen aus. Unter anderem auch, weil die Verhandlungen mit China zäh sind: Bis es eine vertragliche Basis für den Verkauf gibt, kann es schon einmal Jahre oder Jahrzehnte dauern.

Diesen Prozess will Rupprechter beschleunigen – vor allem durch gute Beziehungen in den fernen Osten. Der persönliche Umgang mit den etwas reservierteren Kollegen fällt dem geselligen, vorlauten Tiroler (der auch hier in Peking bei jeder Gelegenheit erwähnt, woher er kommt) dabei erstaunlich leicht. Er erzählt von seinen zehn Geschwistern, scherzt darüber, wie leicht er mit dem österreichischen Umweltminister einer Meinung ist („Ich bin es selbst“) – und freut sich über das anwesende chinesische TV-Team. Allgemein scheint es Rupprechter zu genießen, nach Abfahrt der großen Delegation die alleinige chinesische Aufmerksamkeit zu bekommen. Als Landwirtschaftsminister Han Changfu ihn pünktlich auf die Minute empfängt, fühlt er sich erst recht willkommen: Schließlich habe sein deutscher Amtskollege eineinhalb Stunden im Wartesaal weilen müssen, erzählt man sich stolz.

Die heikelsten Gespräche an diesem Montag stehen aber im Ministerium für Qualitätskontrolle, Inspektion und Quarantäne an – bei Ressortchef Zhi Shuping. Rupprechter hat zwar vergangenen Freitag ein Abkommen für den Export von Schweinehälften unterzeichnet. Doch China will zum Leidwesen Wiens für Pfoten und Ohren einen eigenen Vertrag. Außerdem will Rupprechter zusätzliche Fleischsorten exportieren.

Kleines Land, lange Wunschliste

Ein kleines Land hat also eine lange Wunschliste. Vor dem Gespräch bespricht der Minister noch einmal seine Taktik. Und diese beginnt im Konferenzraum mit einer kleinen Ode an die Volksrepublik: Rupprechter habe sich selbst davon überzeugen können, dass die Lebensmittel von sehr guter Qualität seien. „Ich habe sogar ein bisschen zugenommen“, meint er. „Wir können von den Erfahrungen in ihrem Land lernen.“

Dann geht es nahtlos mit den österreichischen Wünschen weiter. Interpretiere er das neue Schweine-Abkommen richtig, dass man auch Ohren und Pfoten exportieren könnte? Schließlich sei in dem Vertragstext von „allen genießbaren Teilen“ die Rede, versucht Rupprechter zu verhandeln. Und spricht auch gleich den Wunsch aus, Kalb zu exportieren. Nur mit qualitativ hochwertigem, hellen Fleisch könne man schließlich ein original Wiener Schnitzel zubereiten. Auch Bio-Rindfleisch könne er anbieten.

Das geht Minister Zhi allerdings doch zu schnell: Pfoten und Ohren müssten extra verhandelt werden. „Das gilt auch für verarbeitete Fleischprodukte“, fügt er sicherheitshalber hinzu. Dafür ist Zhi beim Thema Käse gesprächsbereit. Seit rund einem halben Jahr kann man Milchprodukte nach Peking liefern. Betriebe sollen sich nun aber offensiv für Exporte bewerben – China will zusätzliche Firmen für Auslieferungen zertifizieren.

Zum Schluss lädt Rupprechter noch seine Amtskollegen nach Österreich ein. Nach Wien – und natürlich auch nach Tirol.

Compliance-Hinweis: Die Reise nach China erfolgte auf Einladung des Landwirtschaftsministeriums.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.04.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.