Jazenjuk in Berlin: Putin steckt im "sowjetischen Denken" fest

Yatsenyuk arrives at a EPP meeting in Brussels ahead of a European Union leaders summit
Yatsenyuk arrives at a EPP meeting in Brussels ahead of a European Union leaders summitREUTERS
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Der ukrainische Premier weist zugleich Berichte über einen Bruch der Waffenruhe durch Kiews Armee zurück.

Die Ukraine hofft im Konflikt mit Moskau auf noch mehr westliche Unterstützung. Dazu gehöre auch militärische Abschreckung, erklärte Ministerpräsident Arseni Jazenjuk am Mittwoch in einer Diskussionsrunde bei der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin.

Dies bedeute aber nicht, dass er auf eine militärische Lösung des Konflikts setze, betonte er. Dem russischen Präsidenten Wladimir Putin warf der Regierungschef vor, er stecke noch immer fest im "sowjetischen Denken".

Gleichzeitig wies er Berichte über eine Verletzung der Waffenruhe in der Ost-Ukraine durch die ukrainische Armee zurück. Er sagte, seit Beginn der Waffenruhe seien 75 ukrainische Soldaten getötet worden. Moskau habe bereits 30.000 Soldaten und russische Zivilisten in das Kampfgebiet geschickt und wolle die Feuerpause wahrscheinlich nutzen, um militärischen Nachschub heranzuschaffen. "Putins Ziel ist es letztlich, die Ukraine als unabhängigen Staat zu eliminieren", sagte er.

"Große Fehler des Generalstaatsanwalts"

Der Regierungschef, der am späten Nachmittag die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel treffen sollte, räumte Fehler bei den Ermittlungen zu den tödlichen Schüssen auf dem Maidan-Platz in Kiew im Februar 2014 ein. "Der frühere Generalstaatsanwalt hat große Fehler bei der Aufklärung dieser Verbrechen gemacht", sagte er.

Außerdem hätten sich einige der wichtigsten Zeugen nach Russland abgesetzt. Eine Arbeitsgruppe des Europarats hatte die Ermittlungen als lückenhaft bezeichnet, und zwar auch unter der neuen Regierung.

Die Regierung in Kiew wünscht sich auch mehr europäische Hilfe, um die wirtschaftlichen Folgen ihres Konflikts mit Russland abzupuffern. "Die Ukraine kämpft gegen die von Russland angeführten Terroristen, um Europa und die Europäische Union zu schützen", sagte der Ministerpräsident im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Eine wirtschaftliche Erholung seines Landes hänge vor allem von der Umsetzung des Friedensplans von Minsk ab, betonte Jazenjuk. Er erwarte deshalb, dass Russland die Vereinbarung vom Februar umsetze. Auf die Frage, ob dies das wahrscheinlichste Szenario sei, antwortete er: "Das würden wir gerne sehen, aber wir sind zu realistisch und zu pragmatisch." Die brüchige Waffenruhe kommentierte er mit den Worten: "Wenn das eine Feuerpause ist, dann möchte ich aber wissen, wie das Feuer aussieht."

(APA/dpa)

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