Nach dem Hackerangriff von mutmaßlichen Anhängern der Terrormiliz Islamischer Staat war die Website von TV5Monde am Freitag wieder gestört.
Paris. Nach dem Hackerangriff von mutmaßlichen Anhängern der Terrormiliz Islamischer Staat gegen den französischen Fernsehsender TV5Monde befürchten die europäischen Regierungen weitere Cyber-Attacken. Der französische Premier, Manuel Valls, sprach von einem „inakzeptablen Angriff auf die Informations- und Meinungsfreiheit“. Der deutsche Verfassungsschutz-Präsident, Hans-Georg Maaßen, sagte der Agentur Reuters, darin lasse sich „eine neue Qualität in der virtuellen Kriegsführung erkennen“.
Die Hacker hatten am Mittwochabend mit dem Angriff begonnen und den Sender stundenlang blockiert. Auf der Website, die auch Freitagfrüh wieder eine Störung meldete, und in den Social-Media-Konten des Senders war IS-Propaganda zu lesen. In Anspielung auf den Anti-Terrorismus-Slogan „Je suis Charlie“ stand dort „Je suIS IS“. Auf Facebook publizierten die jihadistischen Hacker Drohungen: Frankreichs Präsident, François Hollande, habe mit seiner Intervention im Irak einen „unverzeihlichen Fehler“ gemacht und nichts gelernt aus den „Geschenken bei ,Charlie Hebdo‘ und Hyper Cacher“, in Anspielung auf die Pariser Terroranschläge vom Jänner. Bedroht werden dieses Mal auch französische Soldaten, die an Einsätzen gegen den IS beteiligt sind, und ihre Familien.
Dass ein ganzes System außer Betrieb gesetzt wird, stellt eine Premiere dar und weckt weitere Befürchtungen vor Cyber-Terrorismus: Was geschieht, wenn es Terroristen gelingt, in das Betriebssystem eines AKW oder der Flugsicherheit einzudringen? Als Reaktion auf den Präzedenzfall in Paris überprüften Unternehmen und Behörden in vielen europäische Staaten am Freitag ihre Schutzvorkehrungen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.04.2015)
