Die Nato rüstet sich gegen Attacken im Netz

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File photo of a lock icon, signifying an encrypted Internet connection, on an Internet Explorer browser in Paris(c) Reuters (Mal Langsdon)
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Expertenübung in Estland, neue Vorwürfe gegen China

Tallinn. Die Nato rüstet sich nicht nur gegen potenzielle Angriffe auf ihre Grenzen, sondern auch im Netz. In der kommenden Woche wollen Experten im Kompetenzzentrum des Bündnisses zur Abwehr von Cyber-Angriffen in Estlands Hauptstadt Tallin in einer Übung Hackerattacken durchspielen und sich auf ein Szenario vorbereiten, das durch die Ereignisse beim französischen Sender TV5Monde wieder ins öffentliche Bewusstsein gerückt ist. Dabei geht es nicht nur um mögliche Angriffe durch Terrororganisationen oder Internetkriminelle, sondern auch durch andere Staaten.

Es ist kein Zufall, dass das Nato-Kompetenzzentrum, das seit 2008 besteht, seinen Sitz in Estland hat. 2007 war das baltische Land selbst Ziel von Hackern. Über mehrere Wochen legten sie die estnischen Systeme lahm – Websites der Regierung, von Behörden, Unternehmen, Banken, Handynetzbetreibern und Medien. Wer dafür verantwortlich war, ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt. Die Regierung in Tallinn beschuldigte damals explizit Russland, das Land ins Visier genommen zu haben.

Cyber War als Realität

„Der Cyber War ist keine Science-Fiction mehr, sondern in der sicherheitspolitischen Gegenwart angekommen“, hieß es aus dem deutschen Verteidigungsministerium im Vorfeld des Besuchs von Ministerin Ursula van der Leyen am Dienstag in Tallinn. Das gilt weltweit. Und immer wieder sind auch Staaten wie die USA, Israel, Nordkorea und China beschuldigt worden, für massive Cyber-Angriffe verantwortlich zu sein.

Erst am Montag veröffentlichte das auf Internetsicherheit spezialisierte Unternehmen FireEye einen Bericht, wonach Hacker Regierungen und Unternehmen in Südostasien und Indien über ein Jahrzehnt nahezu unentdeckt ausspioniert haben. Das Ausmaß und die Auswahl der Ziele legten nahe, dass „diese Aktivität staatlich initiiert worden ist – sehr wahrscheinlich durch die chinesische Regierung“. Teilweise hielten die Angriffe noch an. Peking wies die Vorwürfe zurück. (red/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2015)

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