Baubeginn des ersten Atomkraftwerks in der Türkei

Greenpeace activists play dead in front of Energy Ministry building in Ankara
Greenpeace activists play dead in front of Energy Ministry building in Ankara(c) REUTERS (UMIT BEKTAS)
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Am Dienstag wurde der Grundstein für das 19-Milliarden-Euro-Projekt gelegt. Umweltaktivisten sorgten für wütende Proteste.

Begleitet von wütenden Protesten begann in der Türkei der Bau des ersten Atomkraftwerks des Landes. Energieminister Taner Yildiz und der Chef der russischen Atomenergiebehörde Rosatom, Sergej Kirijenko, legten am Dienstag den Grundstein für das Kraftwerk russischer Bauart in Akkuyu an der Mittelmeerküste. Atomkraftgegnern gelang es, die Delegation kurzzeitig auf der Baustelle einzuschließen. Sie verweisen auf erhebliche Umwelt- und Sicherheitsrisiken.

Energieminister Yildiz warb für das 19 Milliarden Euro teure Pilotprojekt. Ohne Atomkraft gebe es keine Entwicklung, sagte er. Eine aufstrebende Türkei könne nicht ohne Atomkraft auskommen. "Wenn wir dieses Kraftwerk vor zehn Jahren gebaut hätten, hätten wir schon 13 Milliarden Euro an Gasimporten eingespart." Auch der konservativ-islamische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan steht entschlossen hinter dem Bau, er will die Türkei durch die Atomkraft von Gas- und Öleinfuhren unabhängiger machen.

Dutzende Umweltaktivisten störten die Zeremonie am Dienstag. Ihnen gelang es, die Delegationen, Sicherheitsdienste und Journalisten in der Anlage einzuschließen, indem sie das eiserne Eingangstor verschlossen. Die Polizei vertrieb die Gruppe schließlich mit Wasserwerfern, wie auf Videos zu sehen war.

Greenpeace hatte im Jänner vergeblich versucht, den Akw-Bau in Akkuyu mit einer Klage zu verhindern. So sei etwa die behördliche Bewertung des Erdbebenrisikos "völlig unangemessen", sagte Jan Beranek, Greenpeace-Direktor für die Mittelmeerregion. Außerdem ignoriere die Regierung das Problem der Atommüllentsorgung. "Das Land hat keinen Bedarf, sich auf den Weg unvorhersehbarer Atom-Gefahren zu begeben und auf eine überholte und dennoch sehr teure Technologie zu setzen", fügte Beranek hinzu. Kleinere Proteste gab es auch in Istanbul und Ankara.

Energieminister Yildiz bemühte sich am Dienstag, die Kritik zu entschärfen. Die Industrie habe "die Lektionen aus Fukushima gelernt", sagte er. Der Meiler werde auch den Tourismus in der Mittelmeerregion nicht beeinträchtigen. Die Regierung hat aufwendig für Akkuyu geworben, in Filmen waren lachende Kinder zu sehen, die im Schatten des Kraftwerks Fahrrad fahren.

Der Meiler in Akkuyu soll bis 2020 fertig werden. Auch in Sinop an der Schwarzmeerküste will die türkische Regierung in den kommenden Jahren für 15 Milliarden Euro ein Atomkraftwerk errichten lassen. Bis 2030 sollen insgesamt drei Atomkraftwerke Strom liefern, der Standort für das dritte AKW ist noch nicht festgelegt.

(APA)

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