Spaniens Justiz macht jetzt auch Jagd auf „hohe Tiere“

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen konservativen Ex-Superminister Rato.

Wien/Madrid. In Madrid galt der Superminister für Wirtschaft und Finanzen als Pate des „Wirtschaftswunders“, und in Washington residierte er als Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) an der Pennsylvania Avenue, nur ein paar hundert Meter vom Weißen Haus entfernt. Doch als ein interner Prüfbericht 2007 das Versagen des IWF-Chefs monierte, endete die steile Karriere des Rodrigo Rato mit einem unrühmlichen Abgang.

Den eigentlichen Absturz des 66-jährigen Zampanos markierten indessen die Rückkehr nach Spanien, der im Vorjahr infolge einer großflächigen Korruptionsaffäre erzwungene Rücktritt aus der Volkspartei und schließlich am Donnerstagabend die Festnahme wegen Verdachts auf Geldwäsche und massiven Steuerbetrug. Als die Polizei an Ratos Adresse im Madrider Nobelviertel Salamanca läutete, zog sie einen Durchsuchungsbefehl der Staatsanwaltschaft heraus, führte den Ex-Minister unter Beschimpfung von Passanten ab und setzte ihn nach einer achtstündigen Einvernahme vorübergehend auf freien Fuß.

Aufstieg neuer Parteien

In ihrer Jagd auf Steuersünder und „schwarze Schafe“ macht Spaniens Justiz vor „hohen Tieren“ nicht mehr halt: Erst machte Prinzessin Cristina, die Schwester von König Felipe, die Bekanntschaft von Untersuchungsrichtern und nun der frühere konservative Vizepremier von José Maria Aznar. Spaniens Öffentlichkeit reibt sich indes längst nicht mehr die Augen angesichts dessen, wie Politiker und andere Prominente in die eigenen Taschen wirtschafteten. Rato hat die Bankia-Bank in den Ruin geführt, dabei auf Spesen prächtig gelebt. Vor den Parlamentswahlen Ende 2015 beflügeln derlei Affären den Aufstieg linkspopulistischer Parteien wie Podemos oder der sozialliberalen Ciudadanos. (vier) [ Reuters ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2015)

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