Finnland wählt - Regierungswechsel erwartet

Juha Sipilä
Juha Sipilä REUTERS
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Der 53-jährige, wertkonservative Juha Sipilä hat die besten Aussichten auf das Amt des Regierungschefs.

Bei der Parlamentswahl in Finnland ist am Sonntag ein Regierungswechsel erwartet worden. In Umfragen wurde ein Sieg der liberalen Zentrumspartei unter Führung des IT-Unternehmers Juha Sipilä vorhergesagt. Viele Wähler machen die bisherige Koalition des konservativen Ministerpräsident Alexander Stubb für die schlechte Wirtschaftslage verantwortlich.

Der 53-jährige Millionär Sipilä versprach im Wahlkampf, die Wirtschaft des Landes nach drei Jahren Rezession und Stagnation wieder in Schwung zu bringen. "Unser Land verdient Besseres", schrieb Sipilä am Samstag in seinem Blog. "Die Politik muss zu einem Klima des Vertrauens zurückkehren." Das regierende Vier-Parteien-Bündnis steht wegen der Wirtschaftskrise in der Kritik. Die Arbeitslosenquote liegt derzeit bei 9,2 Prozent - die höchste Rate seit 2003.

Für die Wähler war die Wirtschaftslage das wichtigste Thema. "Ich habe für Leute gestimmt, von denen ich glaube, dass sie Experten für die Wirtschaft sind", sagte der 64-jährige Wähler Jorma Mahonen in Helsinki. "Ich überlasse es ihnen, eine Lösung zu finden." Der 25-jährige Rafael Donner glaubt jedoch nicht an eine Lösung der Krise. "Ich glaube nicht, dass diese Wahl groß etwas ändert. Die Gesellschaft wird nicht akzeptieren, dass das Bruttoinlandsprodukt nicht ewig wachsen kann."

Zentrumspartei könnte stärkste Kraft werden

Sipilä war 2011 erstmals ins Parlament gewählt worden und hatte 2012 die Führung der Zentrumspartei übernommen, doch war er bis vor kurzem noch den meisten Finnen unbekannt. Seine Zentrumspartei könnte laut Umfragen mit 24 Prozent stärkste Kraft werden. Um die folgenden Plätze kämpfen Stubbs konservative Partei Nationale Koalition, die Sozialdemokraten und die rechtspopulistische "Partei der Finnen", die jeweils auf 14 bis 17 Prozent kommen könnten.

Beobachter erwarten eine schwierige und langwierige Regierungsbildung. Sipilä hat sich nicht zu seinen bevorzugten Koalitionspartnern geäußert, aber versprochen, eine funktionsfähige Koalition zu bilden. Die Regierung von Ministerpräsident Stubb war wiederholt durch Dispute zwischen den Koalitionspartnern gelähmt worden. Stubb hatte ihre Führung erst im vergangenen Juni übernommen, als der bisherige Regierungschef Jyrki Katainen in die EU-Kommission wechselte.

Insgesamt waren am Sonntag etwa 4,5 Millionen Finnen zu den Urnen gerufen. Etwa ein Drittel von ihnen hatte bereits bis zum vergangenen Dienstag von der Möglichkeit der vorzeitigen Stimmabgabe Gebrauch gemacht. Die ersten Ergebnisse sollten nach Schließung der Wahllokale um 20.00 Uhr (19.00 Uhr MESZ) veröffentlicht werden.

(APA)

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