Anschlagspläne: Frankreichs Katholiken "haben keine Angst"

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Die "Bedrohung war noch nie so groß", sagte Frankreichs Innenminister Valls. Anschläge auf ein oder zwei Kirchen konnten verhindert werden.

Frankreichs Kirche will sich durch das verhinderte Attentat nicht einschüchtern lassen. "Die Katholiken haben keine Angst", heißt es laut Kathpress in einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung der Französischen Bischofskonferenz. Da die Festnahme ein "Klima der Angst und Emotion" geschaffen habe, sei es nun besonders wichtig, den interreligiösen Dialog zu stärken und keine Haltung des Misstrauens zu entwickeln.

In Frankreich sind in den vergangenen Monaten nach Regierungsangaben insgesamt fünf Anschläge verhindert worden. Diese Zahl nannte Premierminister Manuel Valls am Donnerstag, einen Tag nach Bekanntwerden eines eher zufällig vereitelten islamistischen Anschlags auf eine Kirche im Großraum Paris. "Die Bedrohung war noch nie so groß, mit dieser Art Terrorismus hatten wir es in unserer Geschichte noch nie zu tun", sagte Valls dem Sender France Inter.

Derzeit sei es noch zu früh, die Sicherheitsvorkehrungen an den Kirchen zu verstärken, so die Bischofskonferenz. Seit den Anschlägen auf das Satire-Magazin "Charlie Hebdo" und den jüdischen Supermarkt in Paris stehe die Kirche im engen und regelmäßigen Kontakt zum Innenministerium und werde sich mit diesem über das weitere Vorgehen beraten.

Anschlag "auf eine oder zwei Kirchen" geplant

Innenminister Bernard Cazeneuve hatte am Mittwoch erklärt, ein geplanter Anschlag auf "eine oder zwei Kirchen" sei verhindert worden. Laut Staatsanwaltschaft wurde bereits am Sonntag in der Früh in Paris ein 24-jähriger algerischer Student festgenommen, der ein großes Waffenarsenal angehäuft hatte und womöglich sehr bald zuschlagen wollte.

Der Verdächtige soll einen Auftrag für einen Anschlag auf eine Kirche womöglich aus Syrien bekommen haben. In seiner Wohnung wurden Unterlagen in arabischer Sprache mit Verweis auf das Terrornetzwerk Al-Kaida und die Jihadistenmiliz Islamischer Staat gefunden.

Mehr als 1500 "terroristische" Personen

Valls sagte am Donnerstag, es gebe 1573 Franzosen oder Menschen mit Wohnsitz in Frankreich, die "terroristischen" Netzwerken zugerechnet werden könnten. 442 von ihnen befänden sich derzeit in Syrien. Bereits 97 seien in dem Bürgerkriegsland getötet worden.

Valls will religiöse Stätten im Land weiter intensiv schützen lassen. Aktuell würden 178 katholische Einrichtungen speziell überwacht. In Frankreich gibt es rund 45.000 solcher Einrichtungen. Seit der Terrorwelle vom Jänner, bei der mit dem Attentat auf "Charlie Hebdo" und einen jüdischen Supermarkt 17 Menschen getötet wurden, gilt im Großraum Paris die höchste Alarmstufe. Jüdische Einrichtungen und öffentliche Plätze werden besonders geschützt.

Bei der islamistischen Anschlagsserie erschossen zwei Islamisten beim Angriff auf die Satirezeitung "Charlie Hebdo" am 7. Jänner zunächst zwölf Menschen. Ein Gesinnungsgenosse der beiden tötete in den folgenden Tagen eine Polizistin und bei einer Geiselnahme in einem jüdischen Supermarkt in Paris vier weitere Menschen. Die drei Islamisten wurden schließlich bei Polizeieinsätzen erschossen. Die Zahl der insgesamt fünf verhinderten Anschläge, die Valls am Donnerstag nannte, bezieht sich auf die Zeit nach den Anschlägen vom Jänner.

Valls verteidigt Überwachungsgesetz

Der Regierungschef verteidigte außerdem ein umstrittenes Gesetz, mit dem Nachrichtendienste mehr Möglichkeiten auch zur Überwachung bekommen sollen. Gleichzeitig räumte er ein, ein neues Attentat könne nicht hundertprozentig ausgeschlossen werden. "Nein, sicher nicht", sagte Valls. Frankreich werde für Werte wie Freiheit und Demokratie angegriffen. Deswegen müsse der Krieg gegen den Terrorismus geführt werden.

Französische Streitkräfte sind Teil einer internationalen Koalition gegen die Terrormiliz Islamischer Staat und bekämpfen seit mehr als zwei Jahren Islamisten in Mali und der Sahel-Zone.

(APA)

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