Russische Hacker lesen Obamas Mails

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Laut "New York Times" wurde das nicht geheime Computersystem des Weißen Hauses geknackt und der Terminplan des Präsidenten abgerufen.

Washington. Barack Obama gilt als einer der am besten bewachten Männer der Welt, wird von einer ganzen Armee von Agenten vor Attentätern abgeschirmt. Und auch der E-Mail-Verkehr des US-Präsidenten müsste gegen jede Art von Zugriff Unbefugter hundertprozentig sicher sein – sollte man zumindest glauben. Doch nach Angaben der US-Zeitung „New York Times“ ist das offenbar nicht so: Das Blatt hat am Wochenende berichtet, dass sich russische Hacker im vergangenen Jahr Zugang zu nicht geheimen E-Mails Obamas verschafft haben sollen.

Die „New York Times“ bezog sich dabei offenbar auf einen Cyberangriff auf das nicht geheime Computersystem des Weißen Hauses im vergangenen Herbst, über den kürzlich bereits der Sender CNN berichtet hatte. Demnach sollen die Hacker unter anderem auf tägliche Arbeitsprogramme Obamas zugegriffen haben.

„Keine Geheimdaten beschafft“

Der „New York Times“ zufolge verschafften sich die Russen Zugang zu den E-Mail-Archiven von Personen im Weißen Haus, mit denen Obama regelmäßig kommunizierte. Von diesen Konten aus seien sie an E-Mails herangekommen, die der Präsident verschickt oder erhalten habe. In die strikt geschützten Server, die den von Obamas Blackberry-Mobiltelefon ausgehenden Kommunikationsverkehr kontrollierten, seien die Hacker aber nicht vorgedrungen, schrieb die Zeitung unter Berufung auf US-Regierungsbeamte.

Wie zuvor CNN zitierte auch die „New York Times“ Beamte im Weißen Haus mit den Worten, dass sich die Hacker keine geheimen Daten beschafft hätten. Aber auch das nicht geheime Computernetzwerk könne als „heikel“ betrachtete Informationen enthalten – neben Obamas Terminen etwa Kommunikation mit Diplomaten und unvermeidlich auch den Austausch über politische Fragen. Über den Zugriff auf Obamas Termine und Arbeitsprogramm hätten die russischen Hacker zudem eine Art Bewegungsprofil des Präsidenten erstellen können.

Launiger Auftritt bei Bankett

Obama selbst versuchte sich am Wochenende derweil beim Galadiner der im Weißen Haus akkreditierten Medienvertreter – so wie jedes Jahr – als Spaßmacher. Bei der traditionellen Veranstaltung bildet eine möglichst launige Rede des jeweiligen US-Präsidenten den Höhepunkt des Festbanketts. Für Obama war es bereits der siebente derartige Auftritt im Washington Hilton Hotel.

„Ich sehe so alt aus, dass John Boehner schon Benjamin Netanjahu eingeladen hat, auf meiner Beerdigung zu sprechen“, scherzte der Präsident über den republikanischen Sprecher des Abgeordnetenhauses, der unlängst am Weißen Haus vorbei den israelischen Regierungschef zu einer Rede im Kongress eingeladen hatte.

Präsident zu sein sei nicht leicht, so Obama. Er müsse ein kaputtes Einwanderungssystem reparieren, Vetodrohungen ausstoßen, mit dem Iran verhandeln – und dazu noch die Zeit finden, „fünf Mal am Tag zu beten“, sagte Obama in Anspielung auf Behauptungen extremer Kreise, wonach der US-Präsident in Wahrheit ein Muslim sei. (APA/DPA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2015)

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