"Einzige Provokation": Polen hindert "Nachtwölfe" an Einreise

Andrey Bobrovskiy zeigt sein gecanceltes Schengen-Visum an der polnisch-weißrussischen Grenze in die Kamera. Ihm wird die Einreise in den Schengen-Raum verweigert.
Andrey Bobrovskiy zeigt sein gecanceltes Schengen-Visum an der polnisch-weißrussischen Grenze in die Kamera. Ihm wird die Einreise in den Schengen-Raum verweigert.(c) APA/EPA/TATYANA ZENKOVICH
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Tschechien und Deutschland wollen die russichen Biker ebenfalls einbremsen. Österreich plant keine Aktion: Wer ein Visum hat, soll einreisen dürfen.

Polnische Grenzbeamte haben am Montag mehrere Mitglieder des russischen Motorradclubs "Nachtwölfe" an der Einreise gehindert. Wie ein Sprecher des polnischen Grenzschutzes mitteilte, wollten die Biker aus Weißrussland kommend bei Terespol nach Polen einreisen.

Medienberichten zufolge wollen die Biker am Dienstag einen weiteren Versuch unternehmen, nach Polen einzureisen. Möglicherweise komme es auch zu einer Routenänderung etwa über die baltischen Staaten und Finnland, berichtete der Nachrichtensender "TVN 24".

Mitglieder des umstrittenen nationalistischen Clubs befinden sich auf einer sogenannten "Siegesfahrt" zum Weltkriegsgedenken, die sie am 9. Mai nach Berlin führen soll. Polen hatte im Vorhinein angekündigt, die Fahrt durch sein Territorium zu verbieten.

Als Begründung hatte das Außenministerium in Warschau angegeben, es fehlten genaue Angaben über das geplante Programm sowie mögliche Unterkünfte der Tour-Teilnehmer, ohne die "deren Sicherheit nicht gewährleistet werden" könne. Die polnische Ministerpräsidentin Ewa Kopacz hatte die Tour als eine "einzige Provokation" bezeichnet.

Polnische Biker-Kollegen empört

Eine Gruppe polnischer Biker, die sich mit den Russen solidarisch zeigte und an der Grenze auf die "Nachtwölfe" wartete, zeigte sich allerdings empört über die Entscheidung der Warschauer Regierung. Wie ihr Anführer Wiktor Wegrzyn der Nachrichtenagentur AFP sagte, würden dann eben polnische Motorradfahrer die geplante Tour der "Nachtwölfe" absolvieren, falls diese durch das Einreiseverbot keine Möglichkeit dazu bekämen. Man werde unterwegs Blumen an den Denkmälern der sowjetischen Soldaten niederlegen.

Die "Nachtwölfe" hatten ihre Tour am Samstag in Moskau begonnen. Am Sonntag trafen sie in Weißrussland ein. Laut dem polnischen Radiosender RMF FM hatten die ersten drei russischen Biker die polnische Grenze bei Terespol bereits am Sonntag überquert. Alle drei besaßen Schengen-Visa.

Tschechien und Deutschland kritisch

Die "Nachtwölfe" wollen aus Anlass des Sieges über Hitler-Deutschland vor 70 Jahren den 6000 Kilometer langen Weg der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg von Moskau quer durch Ost- und Mitteleuropa - darunter durch Österreich - nachfahren. Am 9. Mai, dem Tag der bedingungslosen Kapitulation der Nazis, soll die Tour in Berlin enden. Deutschland will, wie Polen, "führenden Mitgliedern" des Motorradclubs die Einreise verweigern.

Auch aus tschechischen Regierungskreisen kamen Signale, dass Tschechien die geplante Durchfahrt des russischen Motorradclubs nicht erlauben oder zumindest stark erschweren will. Das Innenministerium will zudem führende Persönlichkeiten der Gruppe als "unerwünschte Personen" ausweisen.

"Wer Visum hat, kann reisen"

Österreich setzt dagegen keine Schritte gegen die Einreise der "Nachtwölfe". Der Club plant auch einen Aufenthalt in Wien vom 2. bis 3. Mai. Aus dem Wiener Außenministerium hieß es am Montag, mit einem gültigen Schengen-Visum sei eine Einreise der russischen Biker nach Österreich möglich. Zu den Einreiseverboten in andere EU-Länder wollte sich der Sprecher nicht äußern: "Wenn jemand ein Schengen-Visum hat, kann er reisen, wenn er keines hat, kann er nicht reisen. Dazwischen gibt's nichts."

Viele Polen sehen die Tour angesichts jahrzehntelanger Moskauer Dominanz in der Sowjetzeit und der Rolle Russlands in der Ukrainekrise kritisch. Sie kreiden den "Nachtwölfen", deren Chef Alexander Saldostanow enge Beziehungen zu Russlands Präsident Wladimir Putin pflegt, zudem an, dass sie die Gegner der Kiewer Regierung in der Ostukraine unterstützen.

(APA/AFP/dpa)

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