Saudi-Chef des Dialogzentrums greift Kritiker an

Faisal bin Abdulrahman bin Muammar
Faisal bin Abdulrahman bin Muammar(C) Dragan Tatic/ Österreichische Außenministerium
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Generalsekretär Faisal zieht im Interview mit einer saudiarabischen Zeitung über österreichische "Parteien und Medien" her.

In einem Interview mit der saudiarabischen Zeitung „Asharq al-Awsat“ holte der Generalsekretär des umstrittenen, in Wien ansässigen „König-Abdullah-Zentrums für interreligiösen und interkulturellen Dialog“ zu einem Rundumschlag gegen Kritiker in Österreich aus.

„Manche Parteien und österreichische Medien versuchten die Entscheidungen des Königreichs und dessen legitimes System zu unterminieren, indem sie das vom Königreich gesponserte König-Abdullah-Zentrum in Wien attackierten. Sie versuchten, die öffentliche Meinung zu beeinflussen und das Zentrum in eine Organisation umzuwandeln, die den Dialog abtötet und die Welt in einen Zusammenprall der Zivilisationen stößt“, erklärte Generalsekretär Faisal bin Abdulrahman bin Muammar, um sogleich die Fortexistenz des Zentrums als saudiarabischen Sieg zu feiern. „Diese Versuche sind jedoch gescheitert angesichts der Weisheit, welche die saudische Politik und die anderen Gründerpartner des Zentrums im Umgang mit den Absonderungen dieser ungerechten Kampagne gezeigt haben.“

Grüne: „Doppelmoral“

Adressat der Kritik sind offenbar die Grünen. Die grüne Abgeordnete Alev Korun reagierte empört. „Die Liberalität des Generalsekretärs endet an der saudiarabischen Grenze. Es ist ein starkes Stück und zeugt von Doppelmoral, sich in Österreich dialogbereit zu geben und in Saudiarabien Kritiker des Zentrums anzuschwärzen.“

Das Abdullah-Zentrum war zuletzt in Verruf geraten. Kanzler Faymann drohte mit Schließung, weil sich die Organisation nicht zum Fall des saudischen Bloggers Badawi äußern wollte, der wegen eines Plädoyers für Religionsfreiheit zu zehn Jahren Haft und 1000 Peitschenhieben verurteilt worden war.

Lob für Faymann und Kurz

Das Außenamt nahm das Interview von Generalsekretär Faisal unkommentiert zur Kenntnis. Der Sprecher von Außenminister Sebastian Kurz verwies lediglich auf die jüngst ausgehandelte „Neuaufstellung“ des Zentrums. Die Organisation soll demnach einen stärkeren Fokus auf Menschenrechtsfragen legen. Am Abkommen, das dem interreligiösen Dialogzentrum zugrunde liegt, ändert sich jedoch nichts.

In einer Stellungnahme gegenüber der "Presse" stellte Faisal klar, dass er sich in seinen Bemerkungen auf jene bezogen habe, „die uns kritisieren, ohne unsere Arbeit zu kennen“. Beim österreichischen Außenamt und dem Kanzleramt bedankte sich der ehemalige Vize-Bildungsminister Saudiarabiens ausdrücklich für die exzellente Partnerschaft. „Wir haben einen sehr konstruktiven Abschluss der Diskussionen gefunden.“ (cu, mg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.04.2015)

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