Verwirrung um arabische Intervention im Jemen

Explosion eines Waffenlagers im umkämpften Aden im März
Explosion eines Waffenlagers im umkämpften Aden im MärzREUTERS
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Saudiarabien dementiert eine größere Bodenoffensive. Eine von Riad geführte Koalition will den geflohenen Präsidenten Hadi wieder an die Macht bringen.

Kommt sie nun doch, die Bodenoffensive einer arabischen Koalition im Jemen? Am Sonntag gab es dazu widersprüchliche Meldungen: Am Morgen sei ein erster Teil einer „arabischen Bodentruppe“ im südjemenitischen Aden eingetroffen und habe sich in die Kämpfe regierungstreuer Soldaten und Milizen gegen die Houthi-Rebellen eingeschaltet, berichtete die in der Hafenstadt erscheinende Zeitung „Al-Ghad“. Ein Vertreter der örtlichen Behörden sprach von einer "begrenzten Anzahl" von Soldaten. 

Kurze Zeit später kam ein Dementi von saudiarabischer Seite, allerdings nur ein halbes: Die von Riad geführte Koalition habe "keine größere" Offensive im Jemen eingeleitet. Ein Vertreter einer Miliz, die ebenfalls auf Seiten des geflohenen Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi kämpfen, sprach von 40 bis 50 Angehörigen von Spezialkräften, die sich in die Gefechte in der Nähe des Flughafens eingeschaltet hätten. Der selbe Milizenführer widerrief dies allerdings nur Stunden später. Bei den Kämpfern handele es sich doch um Jemeniten und nicht um Ausländer.

Ein sprecher der Koalitionstruppen meinte lapidar: "Wenn so etwas passiert, können wir darüber nicht in den Medien sprechen."

HRW: Hinweise auf Einsatz von Streubomben

Seit Ende März bekämpft eine von Saudiarabien geführte Allianz sunnitischer Golf-Staaten die vom Iran unterstützten Houthis aus der Luft. Zwischenzeitlich war bereits das Ende dieser Luftschläge verkündet worden, was sich jedoch als falsch herausstellte. Vom Einsatz von Bodentruppen hatten Saudiarabien und seine Verbündeten bisher aber abgesehen.

Die Menschenrechtsgruppe "Human Rights Watch" (HRW) erklärte derweil, es gebe "glaubhafte Belege" für den Einsatz von Streubomben. Möglicherweise seien sie sogar von den USA geliefert worden. Hinweise auf Opfer der möglichen Streubomben-Angriffe habe sie nicht. Aus Saudiarabien war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. HRW berief sich unter anderem auf ein Video, das die Houthis am 17. April auf die Internet-Plattform YouTube hochgeladen hatten. Darauf seien von Flugzeugen abgeworfene Objekte an Fallschirmen zu sehen, die mitten in der Luft explodierten. Streubomben bestehen aus einer Anzahl kleinerer Bomben. Sie sind in 116 Ländern verboten. Von den Ländern der saudiarabischen Koalition im Jemen zählt allerdings keines dazu.

(APA/Reuters/AFP)

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