Schwarzer Tea-Party-Darling will ins Weiße Haus

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Der Neurochirurg Ben Carson geht für die Republikaner ins Rennen um die Präsidentschaft - der erste Afroamerikaner unter den Kandidaten.

Der Schauspieler Cuba Gooding hatte ihn in einem TV-Film verkörpert, und die Wahl des Orts sollte nun seine Ambitionen illustrieren: Für die Ankündigung seiner Präsidentschaftskandidatur hat Ben Carson ausgerechnet Detroit auserkoren, seine vom jahrzehntelangen Niedergang und Konkurs gezeichnete Heimatstadt, um sich gleichsam wie Phönix aus der Asche zu erheben.

Doch dann ereilte ihn die Nachricht, dass seine an Alzheimer erkrankte Mutter Sonya im Sterben liege, und mit einem Mal umweht seine Kampagne eine tragische Note. Die Alleinerzieherin, die sich als Putzfrau durchgeschlagen hatte, motivierte ihren Sohn, sich zum Chefarzt an der renommierten John-Hopkins-Uniklinik emporzuarbeiten – ein Exempel für den „American Dream“. Als Neurochirurg, der die erste Trennungsoperation an Siamesischen Zwillingen durchführte, die am Kopf zusammengewachsen waren, erlangte er international Ruhm.

Vehementer Gegner von "Obamacare"

Vor zwei Jahren hat sich Carson schlagartig mit einer passionierten Rede beim National Prayer Breakfast in Washington ins politische Rampenlicht katapultiert, als er unter den Augen Barack Obamas die Gesundheitsreform, rhetorisch sezierte und auseinandernahm. Dies trug ihm die Ovationen der fundamentalistischen Tea-Party und einen Kommentar im „Wall Street Journal“ mit dem Titel „Ben Carson for President“ ein.

Der 63-jährige Newcomer, bisher ohne jede politische Erfahrung, gilt im Lager der Republikaner neben den Senatoren Rand Paul, Marco Rubio und Ted Cruz zwar als Außenseiter, könnte aber kurzfristig durchaus für eine Überraschung sorgen – wie vor vier Jahren Herman Cain, der schwarze Selfmade-Geschäftsmann, der später über eine Affäre stolpern sollte. In den vergangenen Monaten unterzog sich Carson einer intensiven Vorbereitung für den Wahlkampf, unter anderem einem Medientraining, und er nahm Nachhilfe bei der konservativen Heritage Foundation.

Gedränge bei den Republikanern

Das Scheinwerferlicht wird sich allerdings schnell anderen Kandidaten zuwenden. Carly Fiorina, die Ex-Chefin des Computerkonzerns Hewlett-Packard und Mike Huckabee, der Ex-Gouverneur von Arkansas, ein Radiomoderator und Baptistenprediger, wollten noch im Lauf der nächsten 24 Stunden ebenfalls ihre Anwartschaft aufs Präsidentenamt anmelden.

Bei den Republikanern drängeln sich die Bewerber, einige politische Schwergewichte – Jeb Bush, Scott Walker oder Chris Christie – zögern ihre Kandidatur noch hinaus. Alle schießen sich indes schon auf Hillary Clinton ein, die große Favoritin bei den Demokraten. Tea-Party-Darling Carson plant als Testlauf derweil unverdrossen eine Tour durch Iowa, traditionell Terrain für Underdogs.

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