USA: Angriff auf Mohammed-Karikaturenschau

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Die Polizei erschoss in Texas zwei IS-Anhänger, die eine Ausstellung von Mohammed-Zeichnungen attackierten. Einer der Täter war seit Jahren amtsbekannt.

Washington. Mehr als zwölf Stunden lang waren die Leichen der beiden Angreifer in der Nacht auf Sonntag vor der Veranstaltungshalle in Garland, einem Vorort von Dallas im US-Bundesstaat Texas, gelegen, ehe die ersten seriösen Hinweise auf ihre Identität und Motive bekannt wurden: Sie waren Islamisten, sie hatten der irakisch-syrischen Terrorarmee IS ihre Gefolgschaft geschworen, und die US-Sicherheitsbehörden hatten zumindest einen der beiden seit Jahren wegen jihadistischer Umtriebe im Visier.

Der TV-Sender ABC News berichtete als Erster unter Berufung auf das FBI, dass einer der beiden Angreifer Elton Simpson hieß und zuletzt in der Stadt Phoenix in Arizona gelebt hatte. Simpson habe unter einem Pseudonym nur eine Viertelstunde, bevor ihn Polizisten erschossen, seinen Angriff mit dem Stichwort #texasattack über den Kurznachrichtendienst Twitter verkündet. „Möge Allah uns als Mudjaheddin empfangen“, hatte er unter dem seither gelöschten Namen „Shariah is Light“ geschrieben. Er und sein bis Redaktionsschluss nicht identifizierter Kumpane hätten „Amirul Mu'mineen“ Gefolgschaft geschworen, was man als „Führer der Gläubigen“ übersetzen kann und sich auf Abu Bakr al-Baghdadi bezieht, den Anführer des Islamischen Staates (IS). Ziel des Angriffs war eine Schau von Karikaturen des islamischen Propheten Mohammed, zu der sich 200 Menschen in einem Veranstaltungssaal eingefunden hatten. Simpson und sein Komplize hatten es allerdings nur geschafft, einem unbewaffneten Ordner in den Knöchel zu schießen (er hat das Krankenhaus seither wieder verlassen), ehe sie von den Sicherheitskräften getötet wurden.

Die Karikaturenschau wurde von der American Freedom Defense Initiative veranstaltet. Die Organisation ist das Steckenpferd der New Yorker Autohändlerswitwe Pamela Geller (58), die unter anderem YouTube-Filmchen veröffentlicht, in denen sie mit einem Bikini bekleidet auf den Islam und Moslems schimpft. Vor ein paar Jahren erlangte Geller kurzzeitig breitere öffentliche Bekanntheit, als sie Proteste organisierte gegen den Bau eines islamischen Schulzentrums in Manhattan nahe der Stelle, an der bis zu den Terrorangriffen vom 11. September 2001 das World Trade Center gestanden war. Für die Veranstaltung in Garland hatte Geller einen mit 10.000 Dollar dotierten Preis für die beste Mohammed-Karikatur ausgelobt. An der Verleihung nahm auch der niederländische Rechtspopulist und Islamgegner Geert Wilders teil. Wie schon bei den jüngsten tödlichen islamistischen Anschlägen in Paris und Kopenhagen waren die Angreifer den Behörden bekannt. Simpson hatte im Juli 2007 versucht, nach Somalia zu reisen, um sich der al-Shabaab-Miliz anzuschließen. Weil er bei Einvernahmen mit FBI-Agenten log, fasste er eine bedingte Haftstrafe aus.

Terror gegen Buchladen vereitelt

Währenddessen gaben in Spanien die Behörden bekannt, dass sie bereits im April einen islamistischen Anschlag auf ein jüdisches Buchgeschäft in Barcelona vereitelt hatten. Die Sicherheitskräfte hatten elf Jihadisten festgenommen und Waffen sichergestellt, darunter eine Handgranate. Die Gruppe, angeführt von einem Konvertiten namens Antonio Saez Martinez, wollte den Buchladen sprengen und zumindest einen Angestellten entführen und vor der Kamera köpfen.

Somit haben Spaniens Behörden heuer bereits 42 islamistische Terrorverdächtigte festgenommen; im ganzen Vorjahr waren es 46. Der Konvertit Saez Martinez hatte versucht, von einem Mitglied einer rechtsextremen Gruppe Waffen für den Anschlag zu erhalten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.05.2015)

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