Ein suspendierter UN-Vertreter, der den Missbrauch von Kindern durch französische Soldaten in Zentralafrika aufdeckte, wird rehabilitiert.
Genf/London. In der Affäre um sexuellen Missbrauch von Kindern durch französische Soldaten in Zentralafrika geraten hochrangige UN-Vertreter weiter in die Kritik. Ein internes UN-Dienstgericht ordnete laut der Zeitung „Guardian“ am Mittwoch an, die Suspendierung eines Mitarbeiters mit sofortiger Wirkung aufzuheben, der sich für eine Aufklärung der Affäre eingesetzt hatte.
Die Entscheidung ist ein Schlag für den UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Zeid Ra'ad al-Hussein, und seine Kollegen, die die Suspendierung des Schweden Anders Kompass mit dem Argument verteidigt hatten, dieser habe gegen interne UN-Bestimmungen verstoßen.
Konkret geht es um einen internen Bericht der Vereinten Nationen, der zeigt, dass französische Soldaten zwischen Dezember 2013 und Juni 2014 mehrfach minderjährige Buben in einem Flüchtlingslager nahe der zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui missbraucht haben. Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte hielt den Report offenbar monatelang unter Verschluss. UN-Direktor Kompass gab die Informationen schließlich an die französischen Behörden weiter, weil die Vereinten Nationen nicht reagierten. Die Pariser Behörden ermitteln nun gegen 14 Soldaten; Kompass erhielt von ihnen einen Dankesbrief.
Die UN-Mitarbeiterunion fürchtet, dass das Vorgehen gegen Kompass künftig andere UN-Mitarbeiter davon abhalten könnte, ähnliche Informationen öffentlich zu machen – aus Angst, suspendiert zu werden. (raa)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.05.2015)