Die deutschen Erzieher und Sozialarbeiter legen ab Freitag die Arbeit nieder. Sie fordern zehn Prozent mehr Gehalt.
Berlin/Wien. Berufstätige Eltern kleiner Kinder stehen in Deutschland vor einem Problem: Ab Freitag bleiben die Kitas, so werden die Kindertagesstätten in Deutschland abgekürzt, geschlossen. Die Erzieher und Sozialarbeiter legen auf unbefristete Zeit ihre Arbeit nieder. Das haben die Gewerkschaften gestern, Mittwoch, beschlossen.
Gestreikt wird wegen des Geldes. Die Gewerkschaften haben die Tarifverhandlungen für die 240.000 Erzieher und Sozialarbeiter nach fünf Verhandlungsrunden für gescheitert erklärt. Ihre Forderung nach einer höheren Eingruppierung und einer damit verbundenen Gehaltssteigerung von rund zehn Prozent war den Arbeitgebern deutlich zu hoch. Das würde nämlich Mehrkosten in der Höhe von 1,2 Milliarden Euro bringen, wie die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) vorrechnet.
Die Gehälter der Erzieher, die meist eine mehrjährige Fachschulausbildung absolviert haben, sind verglichen mit anderen Berufsgruppen tatsächlich nicht sehr hoch. Laut der Hans-Böckler-Stiftung verdienen Erzieher in Westdeutschland monatlich im Schnitt 2540 Euro, in Ostdeutschland 2340 Euro. Zum Vergleich: Der „Zeit“ zufolge, die sich auf den deutschen Lohnspiegel bezieht, bekommen Maurer durchschnittlich 2720 Euro und Paketzusteller 2966 Euro.
Gestreikt wird im Kampf um mehr Geld vorerst (noch) nicht im ganzen Land. Jene Städte, die bald betroffen sein werden, arbeiten fieberhaft an Lösungen. In Köln werden etwa bereits Notbetreuungsplätze geschaffen und ein eigenes Notfalltelefon eingerichtet.
Gehalt auch in Österreich umstritten
Die Diskussion über das Gehalt von Kindergartenpädagogen ist auch in Österreich keine Unbekannte. Die Einstiegsgehälter bewegen sich zwischen 1736 Euro im Burgenland und 2186 Euro in Niederösterreich. Eine höhere Bezahlung ist in Österreich aber nicht in Aussicht. Denn anders als die deutschen Erzieher verfügen die österreichischen Kindergartenpädagogen über keine starke Lobby. (j. n.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.05.2015)