Rechtsextreme rekrutierten online

GERMANY CRIME TERROR RAID
GERMANY CRIME TERROR RAID(c) APA/EPA/SEBASTIAN WILLNOW
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Die aufgedeckte rechte Terrorgruppe Oldschool Society hatte offenbar zahlreiche Fans im Internet. Die Behörden ermitteln vorerst gegen neun Personen.

Berlin. „Entfache das OSS-Feuer“, heißt es auf der Facebook-Seite der Gruppierung OSS, und obwohl keine explizit nationalsozialistischen Symbole zu finden sind, ist die Gesinnung der Betreibenden eindeutig rechtsextrem. OSS – die Oldschool Society – ist eine bisher unbekannte Terrorgruppe, die von der deutschen Polizei bei einer bundesweiten Razzia ausgehoben wurde. Vier mutmaßliche Mitglieder wurden festgenommen, bei ihnen handelt es sich um den Augsburger Andreas H., der als Präsident der Vereinigung fungiert haben soll, sowie sein Vize Markus W. aus Sachsen. Auch Olaf O. sowie Denise G. sollen eine Führungsfunktion eingenommen haben. Gegen fünf weitere Verdächtige wird ermittelt.

Die OSS soll Anschläge in Deutschland geplant haben, unter anderem auf Flüchtlingsunterkünfte, Moscheen sowie auf bekannte Salafisten. Der erste Anschlag auf ein Wohnhaus für Asylwerber im sächsischen Borna hätte in den nächsten Tagen stattfinden sollen. Der Verfassungsschutz wurde auf die Gruppe aufmerksam, als sie Sprengstoff beziehen wollte. Zuvor wurde die Gruppe offenbar nicht überwacht, wiewohl Vize Markus W. kein Unbekannter ist: Er soll Mitglied der berüchtigten neonazistischen Kameradschaft Aachener Land gewesen sein, ehe die Organisation vor rund drei Jahren verboten wurde. Die OSS besteht seit mindestens sechs Monaten und soll über Internetkontakte sowie während Demonstrationen wie „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa) entstanden sein.

„Lang am Leben halten“

Bei der Razzia konnten „pyrotechnische Gegenstände mit großer Sprengkraft“ sichergestellt werden. Obwohl die Anschläge konspirativ geplant wurden, scheinen sich die Mitglieder auf der öffentlichen Facebook-Seite weniger versteckt zu haben: In Videos erscheinen die Sympathisanten mit Namen, auch ein OSS-Gruppenfoto wurde gepostet. Unter Artikeln über Asylwerber und Zuwanderer waren offen hetzerische Kommentare zu lesen, lediglich das Posten von nationalsozialistischen Symbolen unterband die Gruppe: „Wir, die Führungsebene, wollen diese Organisation sehr lang am Leben halten und diese auch nicht durch unüberlegtes Handeln an den Nagel hängen!“ Die Seite, die über 3000 Likes verzeichnete, wurde zwischenzeitlich gelöscht.

Nach der Verhaftung der mutmaßlichen OSS-Mitglieder wurde die Zusammenarbeit zwischen den Verfassungsschützern in den Bundesländern gelobt – gerade bei den Ermittlungen zum Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) führte eine mangelnde Zusammenarbeit zu vielen Pannen. Aus dem Bundesamt für Verfassungsschutz hieß es unterdessen, dass man die rechtsextreme Szene in Deutschland „fest im Blick“ habe. (duö)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.05.2015)

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