Opposition fordert rasche Neuwahlen. Ziel des Protestes unter dem Motto „Bürger für Mazedonien: Wir kommen“ waren Neuwahlen.
Skopje. „Adieu Nikola“, skandierten die Protestierenden am Sonntag lautstark vor dem Regierungsgebäude in Skopje. Zehntausende – laut Opposition Hunderttausende – Gegner der Regierung versammelten sich im Zentrum der mazedonischen Hauptstadt und forderten den Rücktritt von Premier Nikola Gruevski.
Demonstranten aus allen Landesteilen waren nach Skopje gereist. Sie schwenkten mazedonische, aber auch albanische Flaggen. Ziel des Protestes unter dem Motto „Bürger für Mazedonien: Wir kommen“ waren Neuwahlen. Den Demonstranten schlossen sich laut Medienberichten auch der Europaparlamentarier Richard Howitt, der frühere Leiter der EU-Delegation in Skopje, Erwan Fouere, und viele westliche Botschafter an.
Der Protest war von 14 oppositionellen Parteien – darunter auch einigen albanischen – und NGOs organisiert worden.
Gruevski selbst hat am Samstag einen eventuellen Rücktritt bereits ausgeschlossen. Er ist seit 2006 Ministerpräsident des Balkanstaates und wurde im April bei vorgezogenen Neuwahlen im Amt bestätigt.
Die Opposition wirft dem Premierminister Wahlfälschung, Korruption sowie einen zunehmend autoritären Regierungsstil vor – inklusive illegaler Überwachung und Telefonabhörung. Seit der Wahl im April lehnt die Opposition die Mitarbeit im Parlament ab.
Vorwürfe an Regierung
Die Demonstration fand eine Woche nach den blutigen Vorfällen in der nördlichen Stadt Kumanovo statt: Bei zweitägigen Feuergefechten zwischen der Polizei und einer – laut Behörden – schwer bewaffneten albanischen Untergrundgruppe waren acht Polizisten und 14 mutmaßliche Aufständische getötet worden. Die Hintergründe sind nach wie vor unklar. Die Opposition wirft der Regierung vor, mit der Polizeiaktion eine Eskalation bezweckt zu haben. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2015)