Serbiens Präsident will den Kosovo zurück

Serbiens Präsident, hier noch als Oppositionsführer anno 2011
Serbiens Präsident, hier noch als Oppositionsführer anno 2011EPA
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Politische Bombe: Staatspräsident Nikolic überreichte seiner Regierung am Dienstag ein entsprechendes Positionspapier.

Der serbische Präsident Tomislav Nikolic lässt eine politische Bombe platzen: Er will den Kosovo, die ehemalige Provinz Serbiens, wieder in den serbischen Staatsverband eingliedern. Das Staatsoberhaupt habe der Regierung in Belgrad ein entsprechendes Positionspapier übermittelt, berichtete der TV-Sender B92 am Dienstag.

Jetzt soll die Regierung darüber beraten und sie dann dem Parlament zur Entscheidung vorlegen; das hatte Nikolic im Vorfeld seiner Initiative angekündigt.

Weit gefasste Autonomie

Der seit 2008 unabhängige Kosovo wurde inzwischen von mehr als 100 Staaten anerkannt, allerdings nicht etwa von Russland, China und auch nicht von einigen EU-Staaten, etwa Spanien. Moskau kritisierte die Loslösung des Kosovo von Serbien. Nach dem Willen von Nikolic soll der Kosovo innerhalb Serbiens allerdings eine sehr weit gefasste Autonomie bekommen.

Der Vorstoß des Staatschefs steht im starken Widerspruch zu den jahrelangen Verhandlungen Serbiens und des Kosovo unter Vermittlung der EU. Dadurch sollten beide Staaten gutnachbarliche Beziehungen aufbauen. Der Kosovo (rund 1,8 Millionen Bewohner) wird fast nur noch von Albanern bewohnt. Im Norden lebt eine kleine serbische Minderheit.

Probleme mit EU programmiert

Der neue Kosovo-Plan bringt Regierungschef Aleksandar Vucic in Erklärungsnot. Erst am Vortag hatte er in Brüssel beim Treffen mit EU-Außenministern auf die angeblich vielen Zugeständnisse seines Landes gegenüber dem Kosovo verwiesen und die schnelle Aufnahme von EU-Beitrittsverhandlungen als Belohnung verlangt.

Eine Abkühlung der Beziehungen Serbiens zur EU käme Nikolic nach Darstellung von in- und ausländischen Kommentatoren nicht ungelegen. Der einstige Spitzenmann der großserbischen Nationalisten sagt immer wieder offen, dass er die Zukunft des Balkanstaates an der Seite Russlands sieht. (ag.)

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