Jeremic: Bosnien "von Vizekönig verwaltetes UNO-Protektorat"

Vuc Jeremic
Vuc Jeremic(c) AP (Gerald Herbert)
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Der streitbare serbische Außenminister Vuc Jeremic nennt eine Mitgliedschaft Bosniens im UNO-Sicherheitsrat "bizarr". Die Reaktion Sarajevos: Ein wütender Anruf von Außenminister Sven Alkalaj bei Jeremic.

Der für seine häufig wenig diplomatischen Äußerungen bekannte serbische Außenminister Vuk Jeremic sorgt nun auch in Sarajevo für Unmut. Der serbische Chefdiplomat hatte das Nachbarland in einem Gespräch mit der "Washington Times" als "UNO-Protektorat, das von einem Vizekönig (dem Internationalen Bosnien-Repräsentanten, Anm.) verwaltet wird", bezeichnet. Es sei "bizarr" und "unlogisch", dass dieses Land im kommenden Jahr zum nicht-ständigen Mitglied des UNO-Sicherheitsrats ernannt werden solle.

Sarajevo reagierte umgehend. Außenminister Sven Alkalaj telefonierte mit Jeremic und bezeichnete dessen Äußerung als "unpassende Einmischung" in innere Angelegenheiten seines Landes. Er verwies demnach auch darauf, dass es "unzulässig ist, die künftige Mitgliedschaft Bosnien-Herzegowinas im UNO-Sicherheitsrat als bizarr und unlogisch" zu bezeichnen, teilte Alkalajs Büro mit. Die Souveränität und die territoriale Integrität Bosnien-Herzegowinas als vollberechtigtes Mitglied der Vereinten Nationen und zahlreicher anderer internationaler Institutionen stünden nicht infrage, unterstrich der bosnische Außenminister.

Indirekte Entschuldigung

Jeremic entschuldigte sich indirekt für seine pointierte Aussage, die auf die weitreichenden Kompetenzen des Bosnien-Beauftragten zur Absetzung von Politikern und Umsetzung von Gesetzen gemünzt war. Belgrad betrachte Bosnien-Herzegowina als unabhängigen, souveränen Staat, mit dem es bestmögliche Beziehungen auf dem gemeinsamen Weg in die Europäische Union aufbauen möchte, wurde der Außenminister am Freitag von serbischen Medien zitiert.

Seit März dieses Jahres ist der österreichische Diplomat Valentin Inzko Bosnien-Beauftragter. Vor seiner Bestellung war der Streit über die Vollmachten des internationalen Beauftragten im Balkanland wieder ausgebrochen. Inzko selbst setzt sich wie die EU für eine rasche Ersetzung des Amtes durch einen EU-Sondergesandten ein, der keine Durchgriffsrechte mehr hätte.

Jeremic bekannt als wenig diplomatisch

Ende des Vorjahres war Jeremic durch sein Wortduell mit dem kroatischen Präsidenten Stjepan Mesic und der Behauptung aufgefallen, dass Kroatien Verantwortung für die stagnierenden Beziehungen zwischen Belgrad und Zagreb trage. Als der kroatische Premier Ivo Sanader Mitte März Serbien besuchte, war Jeremic im Ausland unterwegs. Medien spekulierten allgemein darüber, dass sich die kroatische Delegation nicht mit dem serbischen Chefdiplomaten treffen wollte. Jeremic selbst wies diese Spekulationen zurück.

Bei einer Podiumsdiskussion in Belgrad wurde im November auch die Europäische Union wegen des weiterhin blockierten Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommens (SAA) mit Serbien vom Außenminister ziemlich undiplomatisch kritisiert. "Was genug ist, ist genug", tadelte Jeremic verblüffte EU-Diplomaten. Die Niederlande hatten im Vorjahr die SAA-Umsetzung bis zur Festnahme des flüchtigen mutmaßlichen Kriegsverbrechers und früheren bosnischen Militärchefs Ratko Mladic blockiert.

Auch im benachbarten Montenegro hat der serbische Außenminister nicht gerade den Ruf eines Diplomaten. Er wurde in Podgorica wegen seines Kommentars zu einem erst zu bestellenden künftigen Botschafter Montenegros in Serbien kritisiert. Die montenegrinische Botschafterin in Belgrad war im Oktober zur unerwünschten Person in Serbien erklärt worden, nachdem Podgorica die Unabhängigkeit des Kosovo anerkannt hatte.

(APA)

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