Der einzige Flugzeugträger der russischen Marine, die "Admiral Kusnezow", muss in Reparatur. Die könnte durchaus Jahre dauern - und im Grunde vielmehr ein größerer Umbau sein. Russlands Flotte ist jedenfalls geschwächt.
Erst vor Tagen hatte die "Presse" berichtet, dass Russland Pläne für einen für die Marine des Landes völlig neuen, großen Flugzeugträger (Supercarrier) wälze, und dass dessen Grundkonstruktion feststehe - siehe diese Geschichte. Nun stellt sich plötzlich heraus, dass Russland im Moment eigentlich trägerlos ist: Das einzige derartige Schiff der russischen Flotte, die "Admiral Kusnezow", sei in ein Dock einer Werft in Rosljakowo an der Küste der Barentssee nahe Murmansk eingelaufen, hieß es dieser Tage aus dem Pressebüro des Stabes der Nordmeerflotte, dem die Kusnezow zugeteilt ist. Grund: Reparaturen.
Wie lange diese dauern werden, wurde nicht gesagt. Es hieß nur, die Ingenieure müssten das Schiff untersuchen, dann könne man den Umfang absehen. Nun ist ein Schiff, noch dazu ein Träger, natürlich kein Pkw, den man am Montag zum Service gibt und am Dienstag oder Mittwoch abholt. Man kann davon ausgehen, dass die "Reparaturen" Monate dauern werden. Vielleicht sogar Jahre - weil es sich nämlich womöglich um einen größeren Umbau handelt: Bereits 2010, und dann 2013, hatte es nämlich aus Kreisen der russischen Flotte und Schiffsbauindustrie geheißen, dass ein baldiger "Refit" beabsichtigt sei, der (je nach Quelle) drei bis fünf (!) Jahre dauern solle. Der Beginn der Überholung sei erstmals schon für 2012 angesetzt gewesen.
Bisher kam es nicht dazu - womöglich, weil die 1990/91 noch in der Sowjetmarine als "Flugdeckkreuzer" (ein Hybrid aus schwer bewaffnetem Kreuzer und Träger) in Dienst gestellte Kusnezow in den vergangenen Jahren angesichts des Zerwürfnisses mit dem Westen und diversen Krisenherden sehr wichtig war, um Flagge zu zeigen. Zwischen 2011 und Frühsommer 2014 war sie lange im Mittelmeer (speziell vor Syrien und Zypern) und im Nordatlantik unterwegs. Zuletzt hatte man Manöver im Nordmeer inklusive Luftkampfübungen durchgeführt.
Jetzt ist Russland jedenfalls ohne Möglichkeit, fernab kombinierte See/Luft-Operationen durchzuführen, was eine generelle Reduktion der Seemacht und der Fähigkeit, auch politisch Präsenz zu zeigen, bedeutet.
Der eigentliche Umbau könnte auch in der "Sewmasch"-Werft in Sewerodwinsk am Weißen Meer (Region Archangelsk) stattfinden: Sewmasch ist die größte Werft Russlands.
Kein Vergleich mit den US-Trägern
Die Kusnezow ist etwas über 305 Meter lang, kommt voll beladen auf etwa 61.000 Tonnen Verdrängung (die US-Supercarrier messen um die 100.000 Tonnen) und hat aktuell 20 bis 35 Flugzeuge und Helikopter an Bord (Platz wäre für 40 bis 50; US-Supercarrier: 90 bis 100).
Bei den früheren Refit-Andeutungen hatte es geheißen, dass unter anderem der für Defekte anfällige Dampfturbinenantrieb durch einen Gasturbinen- oder gar Nuklearantrieb ersetzt werde; die großen Werfer für die zwölf "Granit"-Antischiffraketen (SS-19 "Shipwreck") sollen beseitigt werden, diese Reduktion auf einen Flugzeugträger im engeren Sinn schüfe mehr Platz für Flugdeck und Hangars und somit mehr Flugzeuge; die bisherigen Luftabwehrsysteme sollten gegen neue getauscht werden - die Rede war etwa vom System "Panzir-S-1" (SA-22 "Greyhound") für Kurz- und Mittelstrecken und neuen Langstreckenwaffen.
Auch könnte das Schiff Katapulte für Katapultstarts erhalten (bisher wird nur über eine Ski-jump-Rampe gestartet) und somit größere Flugzeuge bzw. solche mit mehr Nutzlast hochbringen. An neuen Flugzeugen standen zuletzt die MiG-29K ("Fulcrum-D") und T-50-Tarnkappenjets von Suchoi statt den aktuellen Su-33K "Flanker-D" in Rede.
Benannt ist das Schiff nach Nikolai Gerassimowitsch Kusnezow (1904-74), Volkskommissar für die Marine und Admiral; er hatte die Rote Flotte ab 1939 aufgebaut, oder sagen wir angesichts des klaren damaligen Rüstungs-Schwerpunkts auf Land- und Luftstreitkräfte besser "verwaltet", das allerdings sehr gut.
1947 überwarf er sich mit Stalin und wurde abgesetzt, nach Stalins Tod 1953 rehabilitiert, aber fiel wenige Jahre später erneut in Ungnade; er hatte sich speziell in der Armee viele Feinde geschaffen. Seine wahre Bedeutung wurde erst lange nach seinem Tod wieder hochgehalten.