USA: Kriegsgericht wegen Nacktfilmen von Frauen auf U-Boot

Die USS Wyoming
Die USS WyomingUS Navy
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Seeleute hatten auf einem strategischen Atom-U-Boot der Ohio-Klasse weibliche Offiziere und Kadetten beim Duschen gefilmt und mit den Videos gehandelt. Auf US-U-Booten sind Frauen erst seit 2011 zugelassen.

Vor einem Kriegsgericht in der US-Marinebasis Mayport nahe Jacksonville (Florida) begann am Dienstag ein Prozess gegen drei Seeleute, die an Bord eines U-Bootes der US Navy heimlich Videos von weiblichen Offizieren und Seekadetten (Offiziersanwärterinnen) unter der Dusche gemacht und diese verbreitet hatten. Gefilmt wurde meistens, während das Boot unterwegs auf Einsatz war.

Die Vorfälle hatten sich zwischen August 2013 und Sommer 2014 ereignet, und zwar an Bord der USS "Wyoming", einem strategischen U-Boot der "Ohio"-Klasse mit Atomraketen. Die drei Angeklagten gehören zu einer Gruppe von sieben Seeleuten, die wegen der Videos angeklagt sind. Bei allen handelt es sich "Petty Officers", also um Unteroffiziere bzw. Maate. Sie werden beschuldigt, die Filme gedreht, damit gehandelt und über deren Existenz gelogen zu haben. Die Anklagepunkte sind sexuelles Fehlverhalten, Verschwörung und Falschaussage, den Männern drohen Haftstrafen und die Entlassung. Der Skandal war Ende 2014 aufgeflogen.

Die Wyoming vor Georgia
Die Wyoming vor GeorgiaUS Navy

Gegen Petty Officer 2nd Class Charles G. begann der Prozess am Dienstag, der Raketenspezialist soll einige Filme durch Löcher in der Duschwand oder in der Kabine versteckte Kameras gemacht und damit gehandelt haben - angeblich im Austausch für nichts anderes als Energy Drinks. Die Verfahren gegen Petty Officer 2nd Class Joseph B., ein Elektrotechniker, und Petty Officer 3rd Class Brandon M., ein Raketentechniker, beginnen am Mittwoch.

Eine der letzten Männerbastionen

Der Vorfall ist ziemlich peinlich für die US-Flotte, vor allem, weil U-Boote eine der letzten Bastionen von Männern in den US-Streitkräften waren. Die Wyoming, ihr Heimathafen ist Kings Bay (Georgia), war 2011 eines der ersten ballistischen U-Boote, das weibliche Besatzungsmitglieder aufgenommen hatte. Ursprünglich hatte die Militärjustiz gegen zwölf Verdächtige ermittelt; gegen einen davon wurde das Verfahren eingestellt, vier weitere Verfahren sind noch nicht anklagereif.

Blick in die Messe der Wyoming, der Mann rechts hinten ist Admiral Gary Roughead, 2007-11 Chief of Naval Operations
Blick in die Messe der Wyoming, der Mann rechts hinten ist Admiral Gary Roughead, 2007-11 Chief of Naval Operations USN

Ende 2014 dienten nach Angaben von US-Militärmedien nur sehr wenige Frauen auf Booten der Ohio-Klasse, alle davon im Range von Offizieren oder Kadetten. Die Ohio-Boote haben in der Regel 155 Mann Besatzung, 15 davon sind Offiziere, 18 Boote sind aktuell im Dienst. 15 dieser atombetriebenen Boote haben zusammen 57 Frauen unter ihrer Crew. Auf den kleineren und beengteren nuklearen Angriffs-U-Booten der "Virginia"-Klasse werden Frauen seit Jänner integriert, vorerst ebenfalls nur solche vom Kadettenrang aufwärts.

Einer der ersten weiblichen Offiziere der Wyoming: Lieutenant Marquette Leveque, Dezember 2012, damals 24jährig, Bordchemikerin und Radiologin
Einer der ersten weiblichen Offiziere der Wyoming: Lieutenant Marquette Leveque, Dezember 2012, damals 24jährig, Bordchemikerin und Radiologinfirstcoastnews.com

Weibliche Unteroffiziere und Mannschaften sollen ab kommendem Jahr in der Ohio-Klasse aufgenommen werden, im Rahmen der Virginia-Klasse ab 2020. Prinzipiell strebt die US-Marine eine 20prozentige Frauenquote zumindest bei den Mannschaften an.

Maritimer Pfeiler der US-Atommacht

Die Ohio-Boote sind seit 1981 der maritime Pfeiler der US-Atommacht. Sie können vom Grundkonzept und der jeweiligen Ausstattung her je bis zu 24 Atomraketen Typ "Trident" mit jeweils acht bis zwölf Sprengköpfen im Bereich von 100 bis 475 Kilotonnen Explosionskraft bei 7500 bis 11.300 km Reichweite tragen. Zudem haben sie je vier Torpedorohre. Ihre Verdrängung beträgt getaucht 18.700 Tonnen, ihre Länge 170 Meter, ihr größter Durchmesser 13 Meter. Aufgrund des Atomantriebs und weil sie außenluftunabhängig operieren können ist ihre Tauchzeit unter Wasser (getestete und noch sichere Tauchtiefe maximal etwa 240 Meter) praktisch unbegrenzt und wird nur durch die Aufnahme von Lebensmittelnachschub effektiv limitiert.

Am Ruder des Ohio-Klasse-Bootes USS
Am Ruder des Ohio-Klasse-Bootes USS "Florida"(c) U.S. Navy (MCC Dean Lohmeyer)

Vier der 18 Boote (ursprünglich waren 24 geplant) wurden nach Ende des Kalten Krieges auf auch - und vorrangig - konventionell bestückbare Marschflugkörper Typ "Tomahwak" umgerüstet, je 154 pro Boot. Die ersten Ohio-Boote (Stückpreis: je etwa zwei Milliarden Dollar) sollen bzw. könnten etwa 2029 ausgemustert und durch eine neue, bisher nur interimistisch "Replacement" (Ersatz) genannte Klasse abgelöst werden.

Grafik: Ohio-Boot beim Start von Tomahawks
Grafik: Ohio-Boot beim Start von TomahawksUS Navy (U.S. Navy Graphic)

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