Deutschland: Gregor Gysi geht

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Das linke Urgestein Gregor Gysi, zuletzt Fraktionschef der Linken, hört im Oktober auf. Nun sitzt Sahra Wagenknecht in den Startlöchern.

Bielefeld. Gregor Gysi ist amtsmüde: Beim Bielefelder Parteitag der Linken kündigte der Fraktionschef an, für das Amt am 13. Oktober nicht mehr kandidieren zu wollen. Der Vorsitz solle in „jüngere Hände“ gelegt werden, so Gysi (67) im Jahr zehn seiner Rolle als Fraktionschef: „Die Entscheidung für den 13. Oktober ist schon deshalb wichtig, weil die Zahl 13, wie ich finde, eine Glückszahl ist.“

Nach dem Rückzug wolle er auch nicht im Hintergrund die Fäden ziehen, sein Bundestagsmandat aber behalten, sagte das linke Urgestein aus der früheren DDR. Mit Gysis Erklärung werden die Karten für Sahra Wagenknecht neu gemischt. Lang hegte die Vize der Linken und Gefährtin von Oskar Lafontaine, dem Grandseigneur der Linken, Ambitionen für die Führung, was Gysi bremste. Noch im März sagte Wagenknecht, die den ganz linken Flügel vertritt und als Bürgerschreck gilt, dass sie für den Vorsitz nicht kandidieren werde; sie hatte sich mit der Partei in der Griechenland-Frage überworfen. Nun sagte sie Spiegel Online, dass sie ihre Entscheidung überdenken werde. Sollte sie kandidieren, ist eine Doppelspitze mit dem als pragmatischen, weniger ideologischen Reformer bekannten Dietmar Bartsch die wahrscheinliche Variante. Die Zeit drängt: 2016 gibt es in sieben Bundesländern Wahlen.

Affären, Stasi-Verdacht

Der gebürtige Berliner und Jurist Gysi war Chef der Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS), die 1990 aus der DDR-Einheitspartei SED entstand. Aus Berlins Senat, dem er 2002 angehörte, trat er nach kurzer Zeit zurück: Er stolperte über die „Bonusmeilen-Affäre“, wobei es um die private Nutzung des Lufthansa-Vielfliegerprogramms ging. Ihm wird zudem vorgeworfen, für die Stasi tätig gewesen zu sein. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2015)

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