Republikanischer Gag-Kandidat: Donald Trumps Ego-Show

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Der New Yorker Immobilien-Tycoon Donald Trump mischt als Pausenclown im Präsidentschaftswahlkampf mit. Erste Kontroverse: sein Wahlkampfsong.

Wien/New York. Die US-Politik hat viele Selbstdarsteller hervorgebracht, doch Donald Trump ist wohl der grandioseste unter ihnen. Im eigenen Wolkenkratzer an New Yorks Fifth Avenue schwebte der Immobilien-Tycoon auf einer goldfarbenen Rolltreppe zu den Klängen von Neil Youngs zorniger Hymne „Rockin' In The Free World“ ins überladene, marmorne Atrium herunter, um seine Präsidentschaftskandidatur zu proklamieren.

Diesmal machte der 69-Jährige seine Ankündigung wahr, nachdem er vor vier Jahren lang mit einer Bewerbung bei den Republikanern kokettiert hatte, bis er letztlich eine Kehrtwende vollzog. Er ließ sich gleichwohl von Mitt Romney & Co. hofieren. Hinterher höhnte Barack Obama über „The Donald“ mit seiner kupferfarbenen Föhnfrisur und dem übergroßen Ego. Der Magnat hatte sich mit der verschwörerischen Spezies der „Birther“ gemein gemacht, die die Geburtsurkunde des Präsidenten anzweifelten – und somit auch dessen Qualifikation fürs höchste Amt.

Selbstlob und Superlative

Der New Yorker Multimilliardär zog eine 45-minütige, vor Superlativen und Selbstlob strotzende, bizarre Show ab, in der er vom „Niedergang Amerikas“ fabulierte und sich zum Polit-Messias stilisierte: „Ich werde der größte Job-Präsident sein, den Gott je erschaffen hat.“ In einer Tour d'horizon empfahl er sich als Allheilmittel gegen illegale Immigranten aus Mexiko, die chinesische Konkurrenz und IS-Jihadisten. An seinen Gegenkandidaten, allen voran Jeb Bush, ließ der Magnat derweil kein gutes Haar.

70 Prozent der US-Amerikaner haben laut Umfragen eine schlechte Meinung vom schillernden Großmaul, im Nebenjob übrigens einst Moderator einer Reality-TV-Show. Trump agiert indessen nach der Devise: Auch negative Publicity ist Publicity. Seine griffigen Parolen stoßen bei einer gewissen Klientel auf Zustimmung. Im Feld der Republikaner werden sich am Ende mehr als ein Dutzend Bewerber tummeln, nur die Top Ten schaffen es in die erste TV-Runde in sechs Wochen im republikanischen Haussender Fox News.

Trumps Kandidatur ist nicht mehr als ein Polit-Gag, als Pausenclown wird er indes zum Gaudium der Zuseher in den TV-Debatten für Kontroversen sorgen. Nur der gebürtige Kanadier Neil Young, Fan des linken Kandidaten Bernie Sanders, verstand einstweilen keinen Spaß: Er untersagte Trump die Nutzung des Wahlkampfsongs. (vier)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.06.2015)

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