Die Jihadisten enthaupten erstmals Zivilistinnen wegen "Hexerei".
London. Zwei Wochen nach ihrer Vertreibung aus Tel Abyad sind die Jihadisten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) erneut in die syrische Grenzstadt zur Türkei eingedrungen. Eine IS-Einheit habe ein Viertel im Osten attackiert, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London. Kurdische Kämpfer versuchten, die Jihadisten einzukreisen und am weiteren Vorrücken zu hindern, sagte der Leiter der Organisation, Rami Abdel Rahman. Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) hatten zusammen mit anderen Rebellen Mitte Juni die Jihadisten aus Tel Abyad vertrieben. Die IS-Extremisten hatten die Stadt zuvor ein Jahr lang kontrolliert.
Nach Angaben der Beobachtungsstelle überschreitet der IS stets neue Grenzen der Grausamkeit: Die Miliz hat in Syrien offenbar erstmals Zivilistinnen enthauptet. Zwei Frauen seien zusammen mit ihren Ehemännern der „Hexerei“ beschuldigt und hingerichtet worden, teilte die Organisation mit.
Die Frauen wurden demnach in der östlichen Provinz Deir al-Sor enthauptet. Dort sollen zudem fünf Männer an Armen und Beinen an einer Stadtmauer aufgehängt worden seien. Kinder seien aufgefordert worden, die Männer zu verspotten. Ihnen wurde vorgeworfen, während des Ramadan gegen die muslimischen Regeln bei Tageslicht gegessen zu haben. Der IS hat in Syrien bereits mehrere Männer geköpft, darunter Entwicklungshelfer und Journalisten aus dem Ausland. Mehrere weibliche Gefangene wurden wegen angeblichen Ehebruchs gesteinigt. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.07.2015)