Boko Haram enthauptet eigene Kämpfer

NIGERIA OPERATION BOKO HARAM
NIGERIA OPERATION BOKO HARAM APA/EPA/STR
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Die Terrorgruppe verübte diese Woche in Nordnigeria erneut ein Blutbad. Kämpfer aus den eigenen Reihen wollten sich offenbar der Regierung stellen.

Die islamistische Terrorgruppe Boko Haram hat im Nordosten Nigerias angeblich elf ihrer eigenen Kämpfer hingerichtet. Die Aufständischen seien im Teilstaat Borno enthauptet worden, weil sie sich der Regierung stellen wollten, teilte ein Sprecher der Gewerkschaft der Beschäftigten im Straßentransport am Freitag mit. Er berief sich dabei auf Augenzeugenberichte von Fahrern. Nach Angaben des Verbandes sind viele Boko-Haram-Kämpfer des Tötens müde und beginnen, ihre Taten zu bereuen. Dies versuche die Terrorgruppe zu verhindern.

Erst am Donnerstag wurde bekannt, dass bei mutmaßlichen Überfällen der Islamistengruppe nach Schilderungen von Augenzeugen insgesamt rund 150 Menschen getötet worden sind. Allein in Kukawa am Tschad-See sollen fast 100 Menschen getötet worden sein.

Der Angriff von etwa 50 Bewaffneten dauerte demnach vier Stunden, ohne dass Sicherheitskräfte interveniert seien. Die eindrücklichsten Berichte erhielt die Nachrichtenagentur AFP von Augenzeugen aus Kukawa. "Die Terroristen haben zunächst muslimische Gläubige angegriffen, die in mehreren Moscheen zum Gebet versammelt waren", sagte ein Augenzeuge. "Sie haben die Moscheen umstellt und haben dann auf die Gläubigen geschossen, vor allem junge Männer und Kinder". Einige der Angreifer hätten Leichen in Brand gesetzt, andere seien zu den Häusern des Dorfes gelaufen und hätten auf die Frauen geschossen.

Zwei Dörfer in der Region Borno angegriffen

Der Fischer Kwantami Amodu sagte, der Angriff habe etwa vier Stunden gedauert. In dieser Zeit seien keine Sicherheitskräfte eingetroffen. In dem elf Kilometer entfernten Kuros-Kawwa hätten sich aber Soldaten aufgehalten. Aus Sicherheitskreisen in Maiduguri war am Donnerstag nur eine Bestätigung zu erhalten, dass der Angriff in Kukawa stattgefunden habe, jedoch wurden keine Zahlen zu den Opfern genannt.

Augenzeugen und ein Abgeordneter sagten, dass in zwei Dörfern des Teilstaates Borno ebenfalls am Mittwochabend mindestens 48 Gläubige erschossen worden seien. Der Abgeordnete Mohammed Tahir machte für diesen Angriffe auf zwei Nachbardörfer direkt die Gruppe Boko Haram verantwortlich. "Die Bewaffneten von Boko Haram haben 48 Männer getötet und elf weitere verletzt", sagte Tahir über die Attacke in der Nähe der Stadt Monguno. "Die beiden Dörfer wurden vollständig zerstört."

Die Angriffe vom Mittwochabend waren die blutigsten seit dem Amtsantritt von Präsident Muhammadu Buhari am 29. Mai. Buhari hatte den Kampf gegen Boko Haram zu seiner Priorität erklärt.

Selbstmordanschlag in Borno

Unterdessen sprengten sich am Donnerstag zwei Selbstmordattentäterinnen in Borno in die Luft. Nach Angaben der Webseite "Sahara Reporters" wurden dabei mindestens elf Menschen in den Tod gerissen. Bei mehreren Islamistenangriffen auf Dörfer und Moscheen sind im Nordosten Nigerias in den vergangenen Tagen rund 150 Menschen getötet worden.

Die Boko Haram verübt seit 2009 immer wieder schwere Angriffe und Anschläge im Norden Nigerias. Die sunnitische Terrorgruppe will in der Region einen sogenannten Gottesstaat aufbauen. Mindestens 14.000 Menschen sind der Gewalt bereits zum Opfer gefallen.

(APA/AFP/dpa)

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