Schweizer Banken suchen Personal

Construction workers stand on a scaffolding beside the logo of Swiss bank Credit Suisse at a construction site at the Bahnhofstrasse in Zurich
Construction workers stand on a scaffolding beside the logo of Swiss bank Credit Suisse at a construction site at the Bahnhofstrasse in Zurich(c) REUTERS (ARND WIEGMANN)
  • Drucken

Die Franken-Stärke konnte der Bankbranche nichts anhaben. Doch wächst die Angst der Schweizer vor einer Griechenlandpleite.

Zürich. Nach dem Fall des Euro-Mindestkurses waren die Befürchtungen groß, dass es in der Schweizer Finanzbranche zu einem massiven Stellenabbau kommen könnte. Passiert ist nun das Gegenteil. Banker sind so gefragt wie schon lang nicht mehr. Das zeigt der neueste Jobindex, den das Finanzportal Finews.ch am Montag veröffentlicht hat.

Demnach waren Ende Juni 4436 Stellen in der Finanzbranche ausgeschrieben, um sieben Prozent mehr als noch drei Monate zuvor. Besonders stark gestiegen ist der Personalbedarf bei den Banken. Dort hat sich die Zahl der offenen Stellen im genannten Zeitraum um ein Fünftel erhöht.

Neben dem sich abzeichnenden Ende des US-Steuerstreits und dem kommenden automatischen Informationsaustausch mit dem Ausland dürfte auch die zunehmende Digitalisierung im Bankenwesen die Nachfrage auf dem Stellenmarkt anheizen. Laut Finews.ch zeigt sich dieser Trend vor allem in der großen Zahl ausgeschriebener Praktikumsstellen. So seien beispielsweise bei der Großbank Credit Suisse aktuell rund 25Prozent der offenen Stellen für Hochschulabsolventen vorgesehen.

Bei den Schweizer Versicherungen zeigt sich unterdessen ein ganz anderes Bild. Ende Juni waren in der Branche 1121 Stellen ausgeschrieben, das sind um sieben Prozent weniger als im ersten Quartal. Offenbar befinde sich die Branche noch im Prozess der Kostenreduktion, den die Finanzhäuser bereits hinter sich hätten, heißt es in der Mitteilung.

Im Jahresvergleich verdeutlicht sich dieser gegenläufige Trend noch. So ist laut Finews.ch in den vergangenen zwölf Monaten die Nachfrage der Banken mit Ausnahme des ersten Quartals 2015 laufend gestiegen, während die Tendenz bei den Versicherungen seit September 2014 kontinuierlich rückläufig ist.

„Temporäre Konjunkturdelle“

In Summe geht die Aufwertung des Frankens an der Schweizer Wirtschaft nicht spurlos vorüber. Im Jänner hat die Schweizer Nationalbank ihre Eurostützung aufgehoben. Daraufhin rutschte der Euro zum Franken von 1,20 auf unter einen Franken ab. Inzwischen kostet ein Euro rund 1,04 Franken.

Eine Expertengruppe des Bundes hat am 16.Juni ihre neue Konjunkturprognose veröffentlicht und die bisherige Einschätzung (die Prognose vom 19.März) grundsätzlich bestätigt, wie das Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) vermeldete. „Aus heutiger Sicht dürfte es in der Schweiz zu einer temporären Konjunkturdelle kommen.“

Ein schwerwiegender Abschwung– mit deutlich rückläufiger Wirtschaftstätigkeit und stark steigender Arbeitslosigkeit– sei im aktuellen Umfeld aber nicht absehbar. Für heuer rechnet man mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 0,8Prozent, nächstes Jahr sollen es 1,6Prozent sein. Die Arbeitslosenquote dürfte leicht steigen. Damit rechnete man schon im Jänner, als man den Eurokurs freigab: Seit 27.Jänner können Unternehmen aufgrund der Aufwertung des Frankens Kurzarbeit beantragen.

Angst vor Griechenlandpleite

Obwohl die allgemeine Konjunkturabkühlung moderat ausfalle, seien einige Branchen oder einzelne Unternehmen mit großen Schwierigkeiten hinsichtlich der preislichen Konkurrenzfähigkeit konfrontiert, heißt es in dem Seco-Bericht.

Kopfzerbrechen bereitet den Schweizern auch ein möglicher Grexit (eine Pleite Griechenlands mit anschließendem Ausscheiden aus der Eurozone). Ein solcher würde wohl den Franken weiter ansteigen lassen. Laut Seco sei zwar nur schwer abschätzbar, was eine Pleite des griechischen Staates für die Schweizer Wirtschaft bedeuten würde. Die Wirtschaft bleibe jedoch verwundbar gegenüber weiteren starken Ausschlägen des Wechselkurses, die insbesondere wegen der Schuldenkrise in Griechenland drohten. „In welche Richtung diese Ausschläge gehen würden, ist bei einem Staatsbankrott Griechenlands klar: Der schon heute sehr starke Franken würde eine weitere Aufwertung erfahren“, heißt es auf moneycab.com. Negativ betroffen wäre in erster Linie die Schweizer Exportwirtschaft. (sda/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.