Die Behörden prüfen noch, ob es ein terroristischer Anschlag war. Der Attentäter von Suruc wurde identifiziert. Twitter ist in der Türkei gesperrt.
In einem Haus der türkischen Stadt Ceylanpinar an der Grenze zu Syrien sind am Mittwoch zwei tote türkische Polizisten gefunden worden. Türkische Medien zitierten den Gouverneur der Provinz Sanliurfa, Izzetin Kücük, mit den Worten, noch sei es unklar, ob es eine "Verbindung zum Terrorismus" gebe. Beide Polizisten wurden demnach durch Kopfschüsse getötet.
Erst am Montag hatte es beim Anschlag eines mutmaßlichen Selbstmordattentäters der Jihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) in der türkischen Stadt Suruc nahe der Grenze zu Syrien 32 Tote gegeben. Der Anschlag in der hundert Kilometer von Ceylanpinar entfernten Stadt galt einem Treffen von rund 300 linksgerichteten und prokurdischen Menschen, die über Maßnahmen zum Wiederaufbau der syrischen Grenzstadt Kobane berieten. Kobane war durch wiederholte IS-Attacken weitgehend zerstört worden.
Attentäter von Suruc identifiziert
Die türkischen Ermittler identifizierten inzwischen den Selbstmordattentäter von Suruc. Aus DNA-Analysen gehe hervor, dass es sich um einen 20-jährigen Türken aus der südöstlichen Provinz Adiyaman handele, teilte ein Behördenvertreter mit. Nach Regierungsangaben deuten erste Hinweise auf einen IS-Selbstmordattentäter. Berichte türkischer Medien, es habe sich um mindestens eine Attentäterin gehandelt, wurden offiziell zunächst nicht bestätigt. Inzwischen wurden nach Angaben des Senders CNN Türk 28 der 32 Opfer identifiziert.
Für Mittwochnachmittag war eine außerordentliche Kabinettssitzung unter Vorsitz des türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu angesetzt. Dabei sollte es unter anderem um die Verstärkung der mehr als 900 Kilometer langen Grenze zu Syrien gehen.
In Suruc befindet sich eines der größten Flüchtlingslager für Syrer, die vor den Kämpfen in ihrem Land fliehen. In dem im Jänner eröffneten Camp leben rund 35.000 Flüchtlinge. Insgesamt flohen seit dem Beginn des Bürgerkriegs vor vier Jahren 1,8 Millionen Menschen aus Syrien in die Türkei.
Kampf gegen IS "mit Entschlossenheit fortgeführt"
Die Türkei will rigoros gegen den IS vorgehen. "Der Kampf gegen Daesh (IS) wird mit Entschlossenheit fortgeführt", sagte Präsidentensprecher Ibrahim Kalin der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu am Dienstagabend. Zugleich wies er Vorwürfe der Opposition zurück, die Regierung unternehme zu wenig gegen die Terrormiliz.
Kalin sagte, seit der Aufnahme des IS in die Terrorliste im Oktober 2013 seien 1600 Ausländer mit Verbindungen zur Terrormiliz abgeschoben und gegen mehr als 15.000 Einreiseverbote verhängt worden. Die Behörden hätten zudem mehr als 500 Verdächtige festgenommen und gegen rund Hundert Haftbefehl erlassen.
Twitter gesperrt
Nach dem Anschlag in Suruc haben die Behörden den Zugang zum Kurzmitteilungsdienst Twitter gesperrt. Twitter war am Mittwochmittag aus der Türkei nicht mehr erreichbar. Auch der Zugang zum sozialen Netzwerk Facebook war teilweise eingeschränkt. Ein Gericht in Suruc habe die Sperre angeordnet, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.
(APA/Reuters/AFP)