Dutzende Tote nach Saudi-Luftschlag

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Beim Bombardement einer Hafenstadt starben mindestens 140 Menschen. Die Houthi-Rebellen wollen eine Feuerpause nicht akzeptieren, obwohl sie zuletzt ins Hintertreffen gerieten.

Sanaa/Mokha. Es waren die bisher tödlichsten Luftangriffe saudischer Kampfjets auf eine jemenitische Stadt: Am Wochenende sind mindestens 140 Menschen bei Bombardements der Hafenstadt Mokha gestorben. Unter den Opfern sollen viele Zivilisten sein – vor allem Frauen und Kinder, wie lokale Helfer berichteten. Weitere 200 Menschen wurden bei den etwa elf Angriffen verletzt. Nach Informationen von Rettungskräften wurden außer einem Elektrizitätswerk auch Wohngegenden getroffen – daher die hohe Zahl an zivilen Opfern.

Der Angriff auf Mokha ist das schwerste Bombardement seit dem Beginn der Luftschläge Ende März. Der Einsatz richtet sich gegen die aufständischen Houthi-Rebellen, die Saudiarabien als regionale Sicherheitsbedrohung wertet. Die schiitischen Rebellen kämpfen seit mehreren Monaten mit ihren Verbündeten gegen Anhänger des sunnitischen Exilpräsidenten Abd-Rabbu Mansour Hadi.

Bei den saudischen Bombardements auf dicht besiedeltes Gebiet sind in den vergangenen Wochen immer wieder Zivilisten getötet worden. Angesichts der hohen Opferzahl in Mokha beurteilen Beobachter eine vom saudischen Bündnis am Samstag einseitig angekündigte humanitäre Feuerpause als Versuch, um von dem Ausmaß des Angriffs abzulenken.

Keine Einigung auf Feuerpause

Die Militärallianz wollte am Sonntag eine Minute vor Mitternacht (Lokalzeit) die Bombardierung des Jemen für fünf Tage einseitig einstellen, um humanitäre Hilfe in dem zerrütteten Land zuzulassen. Die Houthi-Rebellen lehnten ihrerseits eine Feuerpause ab. Der UNO-Gesandte für den Jemen, Ismail Ould Kheikh Ahmed, hatte noch am Wochenende angekündigt, in die saudiarabische Hauptstadt Riad zu reisen, um einen „umfassenden Waffenstillstand“ mit allen Konfliktparteien zu erreichen. Erst vor zwei Wochen war eine von den Vereinten Nationen vermittelte Feuerpause gescheitert – Bombardements und Gefechte gingen fast unvermindert weiter.

Laut einer Twitter-Nachricht der Militärallianz ist ein Anführer der aufständischen Houthi-Rebellen gefangen genommen worden. Es handle sich um Abdul-Khaliq al-Houthi. Er soll der Bruder von Houthi-Chef Abdul-Malek al-Houthi sein. Zunächst war es nicht möglich, dies unabhängig zu bestätigen. Houthi-Vertreter waren zunächst für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Abdul-Khaliq al-Houthi spielte bei der Einnahme der jemenitischen Hauptstadt Sanaa im September eine wesentliche Rolle. Er gehört zu den Houthis, die vom UNO-Sicherheitsrat im November 2014 auf die schwarze Liste gesetzt wurden.

Salman an der Côte d'Azur

Derzeit geraten die Houthis vermehrt in Bedrängnis. Vergangene Woche hatten Milizen Aden, die zweitgrößte Stadt des Landes, zurückerobert. Angesichts der eroberten Gebiete wird über eine Rückkehr des Exilpräsidenten Hadis in den Jemen spekuliert. Seine Regierung soll bereits vergangene Woche zurückgereist sein. Durch die Kämpfe und Luftangriffe im bitterarmen Jemen steht das Land seit Wochen kurz vor dem Kollaps.

Der saudiarabische König Salman ist unterdessen am Samstag mit einer Gefolgschaft aus hunderten Personen in seinem Anwesen in Vallauris an der Côte d'Azur zum Urlaub eingetroffen. Dort wurde für ihn ein Strandabschnitt vor seiner Villa abgesperrt – was Anrainer erzürnte. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.07.2015)

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